"A Knock Out"
Im Frühjahr 2001 tritt ein, was für Außenstehende schier unglaublich klingt: Der Vertrag der bisher einzigen unbesiegten Profiboxerin Michele Aboro wird gekündigt, mit der Begründung "nicht vermarktbar". Die Taz titelt: "Zu gut fürs Fernsehen". Aboro kann es zu recht nicht fassen. Die amtierende Weltmeisterin im Federgewicht hat im Vorfeld dieser Entwicklung sogar widerwillig zugestimmt, die Haare blond zu färben und Lippenstift aufzutragen - im Gegensatz zur populären deutschen Kollegin Regina Halmich hat sie sich jedoch nicht für den "Playboy" ausgezogen.
Aus einer ärmeren Gegend in London stammend, muss Aboro früh ihren eigenen Weg gehen. Im Boxen kann sie mit ihrer Wut arbeiten und ihre Erlebnisse verarbeiten. Ihr Potenzial wird schnell erkannt. Amsterdam und ein Vertrag winken und im Handumdrehen ist Aboro Weltmeisterin. Der Sport hat ihr, wie sie sagt, viel Lebensqualität gebracht und Türen geöffnet. Dann muss sie jedoch feststellen, dass beim weiblichen Boxsport offenbar nicht der Sport- sondern der Marketingaspekt im Vordergrund steht. Während sich viele andere Boxerinnen nackt ausziehen, lehnt Aboro dies ab. Fürs Publikum spielen zudem, wie in der Dokumentation angedeutet wird, Hautfarbe und sexuelle Orientierung eine weitere Rolle: "I can't hide that I'm gay, like I can't hide that I'm black", erzählt die Profiboxerin.
Auch nach dem jähen Karriereende steht die Weltmeisterin zu sich und ihren Prinzipien ("Ich könnte Geld machen und präsent sein, aber wer bin ich dann?"). Sie hat ihre Karriere noch keineswegs offiziell für beendet erklärt und hat gegen die plötzliche Vertragskündigung geklagt ...
"100% Woman"
Die Kanadierin Michelle Dumaresq kämpft in ihrer Sportart "Downhill Mountain Biking" um eine andere Art von Anerkennung: Als Michael geboren und aufgewachsen, hat das Kind schon sehr früh das Gefühl, weiblichen Geschlechts zu sein. Mit unterstützenden Eltern im Hintergrund entschließt sich Dumaresq im Alter von 18 Jahren zur Geschlechtsumwandlung und beginnt mit der Hormontherapie. Als Michelle Dumaresq nach ihrer Operation 1996 behördlich als Frau anerkannt wird, will sie ihren Lieblingssport auch wettkampfmäßig ausüben und nimmt im Mai 2001 das erste Mal an einem Rennen teil. Voller Mut und viel Durchhaltevermögen trifft sie auf Neid und Eifersucht vieler Sportkolleginnen und muss erkennen, dass sich auch eine sehr gute Freundin von ihr abwendet, weil sie ihre Rennteilnahme nicht gutheißt.
Die Dumaresq als Wettkampfgegnerin nicht akzeptierenden Sportlerinnen argumentieren mit Vorteilen des Körperbaus, was eine für die Dokumentation befragte Endokrinologin widerlegt: Demnach hat die Hormoneinnahme ihre Muskelmasse abgebaut. Zudem verweist die Expertin auf das große Spektrum an biologisch geborenen Frauen mit unterschiedlichstem Körperbau, unterschiedlicher Muskelmasse und unterschiedlichster Kondition.