Die erste Zigarette, die erste Liebe, Eifersucht und Bulimie - "The Killer in me is the killer in you, my love".

Foto: Eva-Maria Griese
Salzburg - Mein Gott, ist sie grauslig, die erste Zigarette, aber man kämpft sich durch, hustet, spuckt, schließlich ist man kein Weichei, und selbst den Lungenzug hat man drauf, egal wie übel es sich anfühlt, im Qualm fast zu ersticken. Gleich drei Mal mussten die Studenten des Salzburger Schauspielhauses bei der Premiere von "The killer in me is the killer in you, my love" ran an die Zigarettenschachtel, um sich in tollpatschigen Erstickungsversuchen zu üben. Man ist irgendwas zwischen 13 und 16 Jahre alt in diesem Jugend-Stück von Andri Beyeler, und viel älter sollte man auch als Zuschauer nicht sein.

Beengtheiten

Die Sprache, die Sprüche, die Ängste und Beengtheiten von Jugendlichen hat Andri Beyeler präzis analysiert. Die erste Schmuserei inklusiv Eifersucht, Bulimie und eben das entschlossene Erzeugen einer Nikotinsucht hat der 30-jährige Schweizer Autor, der 2004 für diese Arbeit mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet worden war, überwiegend in Monologform abgehandelt. Er kommt mit diesen Gedankenfetzen nahe an das körperbetonte und mitunter verzweifelt sprachlose Lebensgefühl der Pubertierenden heran, thematisch bleibt er aber oberflächlich. So, als bräuchte Theater keine Geschichte zu erzählen, bloß weil es für Jugendliche ist.

Handlungsloses Theater, das nicht von A nach B geht, sondern schlaglichtartig und meist präzis ein Milieu, oder besser einen Lebensabschnitt beleuchtet, aber eben dramaturgisch nicht vom Fleck kommt. Man muss sich also mit guten Sätzen begnügen, die die isolierten Figuren auf der Bühne nur notdürftig verbinden. 90 Minuten lang vermittelt dieses Theaterstück nicht mehr und nicht weniger als ein diffuses Gefühl vom Erwachsenwerden für alle, die es hinter sich haben und ein ätzend scharf gezeichnetes, für jene, die mitten drin stecken. "The killer in me ist the killer in you, my love" muss sich beim jungen Publikum bewähren.

Abgründe der Pubertät

Bernadette Heidegger hat sich in ihrem Regiedebüt für das Schauspielhaus nicht allzu viel getraut und die Krassheit, die in diesem Stück verborgen ist, eher zugedeckt als freigelegt. So führte sie das Team von Studenten der hauseigenen Theaterschule eher harmlos durch den Abend und konfrontierte Schauspieler und Publikum mit den Abgründen der Pubertät nur am Rande. Eine solide, aber auch mutlose Regie, in der viele Möglichkeiten des Nahetretens ungenützt blieben. Constanze Passin (Lena), Katharina Schwägerl (Hanna), Michael Rutz (Surbeck), Thomas Pfertner (Gerber) und Maximilian Pfnür (Klein Gerber) haben ihre Feuertaufen als Solisten gut bestanden. Sprechtechnisch und körpersprachlich noch nicht ganz, aber weitgehend ausgebildet, empfahlen die fünf nicht nur sich selbst, sondern auch ihre (Low Budget)-Schule am Schauspielhaus Salzburg. (APA)