Schätzt die anspruchsvolle Arbeit mit Dirigent Nikolaus Harnoncourt - Sopranistin Julia Kleiter.

Foto: styriarte
Gesang war im kindlichen Alltag allgegenwärtig. "Mein Vater war Opernfan und hat mich in Vorstellungen mitgenommen." Die erste Oper, die Kleiter zu Ohren kam, war Rigoletto. Die damals Fünfjährige war beeindruckt. "Ich fand die Mischung aus Singen und Geschichten erzählen faszinierend." Alles Gehörte wurde daheim eifrig nachgesungen. Auch da ging Herr Papa voran. "Mein Vater hat oft Schubert gesungen. Bei uns wurde viel Hausmusik gespielt, ganz nach alter Tradition."

Die Schwärmerei für die "Großen" gehörte dazu. "Ich war ein großer Fan von Pavarotti. Er war so dick, das fand ich toll", erzählt Kleiter lachend. Das "professionelle" musikalische Leben begann für die Sopranistin im Domchor ihrer Heimatstadt Limburg. "Ich habe schon als Kind Werke von Bach und Bruckner-Messen mitgesungen. Das hat mich geprägt."

In Limburg hat Kleiter vor Kurzem eine besondere Premiere gefeiert: Erstmals hat sie mit ihrem Onkel Christoph Prégardien konzertiert: "Er ist ein Riesenvorbild für mich. Ich bin aber froh, dass ich ein Stück meines Weges schon allein gegangen bin und als eigene Persönlichkeit neben ihm stehen kann." Die prägende Rolle auf der Opernbühne war (und ist) für Kleiter die Pamina. Je öfter sie die Rolle singe, desto mehr werde sie zur ganz persönlichen Partie.

"Zwischen meiner ersten Pamina in der Wilson-Produktion in Paris und der jüngsten unter Kusej in Zürich liegen Welten. Wilson choreografierte die Pamina. Viele mochten das nicht. Aber fürs Singen war das wahnsinnig gut. Es gab mir als Anfängerin vor drei Jahren etwas zum Anhalten, ich wusste genau, welche Bewegung ich zu welcher Phrase auszuführen hatte und konnte mich ganz aufs Singen konzentrieren. Vom Ausdruck her war es eine sehr kindliche Pamina. Kusej kommt vom Schauspiel, setzt andere Schwerpunkte. Ich habe mittlerweile auch mehr Erfahrung und die Züricher Pamina ist erwachsener, emotionaler."

Sämtliche Facetten der Emotion hörbar zu machen ist auch eine Stärke von Harnoncourt. Kleiter schwärmt. "Er holt das Beste aus mir heraus. Er möchte, dass man mit der Stimme wagt, Farben auszuprobieren, möchte auch, dass man hässlich klingt, wenn es das ausdrückt, wovon musikalisch die Rede ist." Die geforderte Flexibilität fordert natürlich: "Es gab Momente, wo ich dachte: 'O Gott.' Aber Harnoncourt kann zu jeder Zeit seine Anliegen verständlich machen. Es bleibt dann immer noch Raum, um anderer Meinung zu sein." Bei der styriarte bleibt aber auch noch Raum, Außermusikalisches zu genießen. "Letztes Jahr hatte ich das Konzert in Stainz. Der Gasthof, die Gegend, die köstlichen Würstel, das ist gute Umgebung für ein Festival! Heuer freue ich mich darauf, Graz besser kennen zu lernen." (Petra Haiderer, DER STANDARD, Printausgabe, 08.06.2007)