Innenminister Günther Platter(zweiter von re), Chefinspektorin Margit Wipfler und Major Manfred Briegl (links)überreichten die gestohlene unbeschädigte Stradivari-Geige dem überglücklichen Musiker Christian Altenburger (zweiter von li) bei einer Pressekonferenz.

Bild nicht mehr verfügbar.

Das wertvolle Instrument wurde in einer Wohnung auf der Hernalser Hauptstraße gefunden

Foto: REUTERS/Herwig Prammer
Wien - In der Wohnung einer georgischen Einbrecherbande entdeckten Ermittler gestern, Dienstag, unversehrt das bis zu 2,5 Millionen Euro teure Musikinstrument. "Es ist so wie wenn ein Kind zurückkehrt", sagte der Musiker am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Polizei und Innenminister Günther Platter. Auf die Spur führte die Ermittler ein Postpaket in dem sich gestohlene Gegenstände aus Wohnung des Geigers befanden. Durch einen Fingerabdruck wurden die mutmaßlichen Täter schließlich ausgeforscht.

21 Wohnungseinbrüche

Der Abdruck gehöre zu einem vorbestraften georgischen Asylwerber, berichtete Major Manfred Briegl von der Kriminaldirektion 1. Anhand von Lichtbildern und Observationen wurden sechs Verdächtige sowie die Wohnung mit dem Diebesgut ermittelt. Dienstagnachmittag wurden schließlich sechs Georgier festgenommen. Sie sind nicht geständig", so die Polizei. Die mutmaßlichen Täter im Alter von 21 bis 32 Jahren werden verdächtig, seit Mai insgesamt 21 Wohnungseinbrüche im innerstädtischen Bereich nach der gleichen Art durchgeführt zu haben. Die Stradivari war für die Bande wahrscheinlich ein Zufallstreffer erklärte Manfred Briegl. "Das entspricht keinem Auftragseinbruch", so der Kriminalist.

Verdächtiges Paket auf der Post

Auf die Spur führte die Ermittler ein Fingerabdruck auf einem aus Altenburgers Wohnung gestohlenen Koffer. Das Gepäck mit den gestohlenen Sachen wollten die Einbrecher per Post nach Georgien verschicken. Die Polizei ging davon aus, dass Pakete mit gestohlenen Gegenständen in den osteuropäischen Raum versendet werden können und alarmierte Zollbehörden und Post. Am vergangenen Donnerstag fiel den Bediensteten dann tatsächlich eine verdächtige Sendung auf. Ein mit Klebeband verschnürter Koffer. Im Gepäck befanden sich mehrere gestohlene Gegenstände, darunter Kleidung aus der Wohnung des Stargeigers und Digitalkameras von anderen Einbrüchen.

Fingerabdruck am Klebeband

Bei der kriminaltechnischen Untersuchung entdeckten die Ermittler auf einem Klebeband einen Fingerabdruck, der laut Briegl einem einschlägig vorbestraften Asylwerber zugeordnet werden konnte.

Obdachlosenmeldungen

Bekannt waren allerdings lediglich Obdachlosenmeldungen, laut denen sich der Verdächtige in Hernals aufhalten könnte. Die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EDS) konzentrierte auf die Fahndung in einigen Bezirken. "Es war schlichtweg die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen", schilderte Chefinspektorin Margit Wipfler von der EDS.

Stradivari lag im Wandverbau

Am Dienstag wurden von einer Streife dann tatsächlich zwei der mutmaßlichen Einbrecher auf der Hernalser Hauptstraße entdeckt und observiert. Die Verdächtigten gingen zu einer Wohnung. Nach langen Beobachtungen wurde das Appartement im Erdgeschoss schließlich gestürmt. In einem Wandverbau entdeckten die Ermittler dann die unversehrte Stradivari sowie die ebenfalls gestohlene Vuillaume-Geige. Drei weitere Verdächtige hatten die Wohnung während der Überwachung verlassen. Beamten folgten den Männern und nahmen sie auf der Straße fest.

Zufallstreffer

Die Täter dürften im Tresor vermutlich etwas ganz Anderes erwartet haben als Musikinstrumente, erklärte Briegl. Zumindest zu Beginn hätten sie vermutlich gar nicht gewusst, wie wertvoll die gestohlene Geige ist. Für diese Annahme sprechen laut Wipfler auch die Zertifikate der Instrumente, die in der Diebeswohnung verstreut gefunden wurden. Innenminister Platter sprach von einem "großen Erfolg" und bedankte sich bei den Ermittlern. "Ich bin hocherfreut, dass die Polizei Wien in einer Woche einen Millionendiebstahl klären konnte." Auch bei der Polizei war die Aufregung groß. "Da kriegt ma fast an Herzinfarkt", schilderte Margit Wipfler den Moment, in dem die Stradivari in der Wohnung auf der Hernalser Hauptstraße entdeckt wurde. (APA)