Mehr als 400 Millionen Euro Schulden hat das zuständige Ministerium, jetzt sollen sogar Polizeischulen gesperrt werden.

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Dass ein Rettungshubschrauber der Feuerwehr - wie letzthin in Pesaro - wegen des leeren Tanks nicht zu einem Noteinsatz starten kann, kommt nicht jeden Tag vor. Dass Polizeistreifen zu Fuß ausrücken müssen wie in Padua oder Sassari ist schon häufiger der Fall. Dass Nachteinsätze ausfallen, weil das Geld für Überstunden fehlt, ist alltäglich.

Die Feuerwehr in San Felice di Modena musste sogar wegen Personalmangels schließen. In Bologna konnte nur der Präfekt den Energiekonzern Enel daran hindern, der Feuerwehr die Stromversorgung abzuschneiden.

Italiens Polizei und Feuerwehr geht das Geld aus. Um wirksam auf die dramatische Lage hinzuweisen, protestierten Feuerwehrleute in Unterhosen und Uniformjacke unter der Wohnung von Premier Romano Prodi in Bologna. Mit seiner Empfehlung an die Feuerwehren, die Bezahlung der Mieten auszusetzen und das Geld für Benzin zu verwenden, machte Innenminister Giuliano Amato medienwirksam auf seine leeren Kassen aufmerksam.

Schulden angehäuft

Nach der Kürzung des Budgets um eine Milliarde Euro hat das Ministerium im vergangenen Jahr 406 Millionen Euro Schulden angehäuft. "Wir haben zusätzliche Aufgaben und weniger Geld", sagt Amato resigniert. Jeder vierte Streifenwagen der Polizei ist reparaturbedürftig. In Rom stehen 600 von 2500 Dienstwagen unbenützt in den Garagen" schimpft Cosimo Bianchini von der Polizeigewerkschaft Silp. Die Werkstätten lehnen weitere Reparaturen ab, weil Rechnungen im Gesamtwert von fünf Millionen Euro unbezahlt sind. "Vor zehn Jahren waren nachts in Rom 20 bis 24 Streifenwagen unterwegs, jetzt sind es zwölf", erläutert Bianchini.

In Italien fehlen 8000 Polizisten und 3500 Feuerwehrleute. Von den sieben Löschbooten der Feuerwehr in Venedig ist nur eines einsatzbereit. Aus Kostengründen will Minister Amato nun die Hälfte der elf italienischen Polizeischulen schließen. Dem Turiner Polizeigewerkschafter Antonio Gurgigno schwant für die Zukunft nicht Gutes: "Bald werden wir flüchtende Diebe zu Fuß verfolgen." (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD-Printausgabe, 05.06.2007)