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Sybille Bammer weiß jetzt ihre Waffen besser einzuschätzen.

Foto:APA/EPA/CHRISTOPHE KARABA
Paris - Nicht nur Sybille Bammer hat sich "gefreut wie nie", als sie am Freitag in Paris erstmals das Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht hat. Auch ihr Trainer Jürgen Waber, der ein ordentliches Stück Anteil am Erfolg hat, freute sich uneingeschränkt, "weil sie den Erfolg wirklich verdient hat. Es ist Lohn der harten Arbeit - man sieht ja nur das Produkt und nicht, was dahinter steckt."

Hinter dem Erfolgsprodukt Sybille Bammer steckt ein mittlerweile sehr kompakt geschnürtes Paket: Neben Waber sind das ihr Lebensgefährte Christoph Gschwendter und Tochter Tina, Mentalbetreuer Fritz Weilharter, Fitnesstrainer Markus Berger, Konditionstrainer Reiner Schopf, Physiotherapeut Gerhard Pühringer, Co-Trainer Hannes Pühringer und Neo-Manager Manfred Nareyka (seit Mai). Letzterer will sich verstärkt darum bemühen, das Gesicht von Sybille bekannter zu machen. "Wir werden viel im plakativen Bereich arbeiten", so Nareyka, der für zwei Tage nach Paris gekommen ist. Weilharter und Berger sind nicht hier.

Ständiger Begleiter ist Jürgen Waber, dessen Zusammenarbeit mit Bammer im September 2005 in Kalkutta begonnen hat. Und die Verpflichtung des Oberösterreichers erwies sich als Glücksgriff für die Ottensheimerin. Sie erreichte gleich ihr erstes WTA-Viertelfinale - und es geht im Ranking stetig bergauf.

"Wir kennen uns schon lange Zeit. Sie hat früher im selben Tennisclub Meisterschaft gespielt wie ich - im Tennispoint Pasching." Zur Zusammenarbeit ist es auch gekommen, nachdem sich Wabers Burschengruppe mit Lukas Kubot (POL), Marco Mirnegg, Zbynek Mlynarik und Daniel Köllerer, die er trainiert hat, aufgelöst hatte. Schon bei den Australian Open zuvor hatte er Bammer ein wenig mitgecoacht.

So richtig los ging es aber in Indien. "Das hat super funktioniert. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden", erinnert sich Waber. Und auch an ihr damaliges Spiel, ihre damalige mentale Verfassung: "Sie war ein Boxer, der nie zurückschlägt. Sie hat sich zu sehr dem Spiel der Gegnerinnen angepasst. Ich habe halt versucht, dass sie ein Spiel entwickelt, vor allem mit ihren Linkshänder-Fähigkeiten und ihrer athletischen Grundstruktur, auf das die Gegnerinnen reagieren müssen." Und die damalige Vision Wabers ging auf: "Wen sie ihr Spiel aufziehen kann und ihren Kampfgeist entwickelt, dann ist es unheimlich schwer, gegen sie zu bestehen."

Der Aufbau der nunmehrigen Weltklasse-Sportlerin Sybille Bammer war ein Stufenprogramm, alles auf einmal kann man nicht machen. Erster Punkt war das Service. "Sie hat gelernt, sehr variabel zu servieren, ihre Linkshänder-Qualitäten einzusetzen. Sie kann jetzt jede Variation servieren und ist da auch noch sehr ausbaufähig." In weiterer Folge habe man bei Vor- und Rückhand mehr Drall hinzugefügt, damit Bammer auch selbst Akzente setzen kann.

"Sie spielt die Vorhand jetzt doppelt so schnell als vorher. Die Rückhand war immer schon ein sehr guter Schlag von ihr. Sie hat sich auch mental sehr verbessert, und gelernt sich auf das Wesentliche zu beschränken." Da hat auch die Arbeit mit Mentalcoach Weilharter einigen Anteil, mit ihm arbeitet sie seit vergangenen Dezember. Bammer nützt jetzt Spielpause, um durchzuatmen, die Augen zu schließen und sich neu zu konzentrieren. Waber: "Das ist ein wichtiger Schlüssel im Tennis. Man muss wissen, wann man konzentriert sein muss."

Der 35-jährige Coach hat kein Problem, Bammer schnell zu charakterisieren. "Sie ist ehrgeizig, zielstrebig, bescheiden, korrekt und pflichtbewusst. Die Chemie zwischen uns stimmt. Ich verstehe ihre Gedanken und sie weiß, worauf es ankommt." Auch mit ihrem Lebensgefährten Christoph sei eine Freundschaft entstanden, und Töchterchen Tina "habe ich schon lieb gewonnen."

Waber war am Samstag übrigens großteils nicht anwesend: Er flog zur Hochzeit seines besten Freundes heim nach Oberösterreich, wo er als Trauzeuge in Ansfelden fungiert. "Am Sonntag, 06:00 Uhr früh, habe ich den Rückflug nach Paris." Und dann steht der bisherige Karriere-Höhepunkt Bammers auf dem Plan: Das French-Open-Achtelfinale gegen Justine Henin, die Nummer 1 der Welt und zweifache Titelverteidigerin. (APA)