The Beasts Of Bourbon: "Little Animals"
Eine der zünftigsten australischen Rockbands ever meldet sich nach langer Pause wieder zurück. Rohe, dreckige, an AC/DC oder die Rolling Stones und auch an die Bar unseres Vertrauens angelehnte Vorschlaghämmer wie "I don’t care about nothing anymore" oder "Master and Slave", live im Studio heruntergeprügelt. Und das Brülltier Tex Perkins gibt dem Sodbrand auch heute noch eine Chance. Ein Album des Jahres! Nach legendären Konzerten Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre im Cafe Krise oder der Szene Wien endlich wieder live in Österreich: 12. Juli, Szene Wien. 14. Juli, Kino Ebensee. Hallo, alte Deppen: An diesen Tagen unbedingt von Mutti Freigang erbetteln! (Sony/BMG/Import)

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The Beasts Of Bourbon

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The Rolling Stones: "Exile On Main Street"
Apropos Rolling Stones: Rechtzeitig zum 25-jährigen Jubiläum des Erscheinens dieses zentralen Albums der Rockgeschichte ist gerade bei Rogner & Bernhard das empfehlenswerte wie als Lehrstück bezüglich "Dekadenz, aber richtig!" taugliche Buch "Exile On Main Street, ein höllischer Sommer mit den Rolling Stones" des US-Autors Robert Greenfield in deutscher Übersetzung erschienen. Dieses beschreibt die chaotischen und von schwerem Drogenmissbrauch zeugenden "Arbeiten" der Stones an diesem Album im Sommer 1971 in Südfrankreich. Man höre wieder einmal nach, dass es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass dieses Doppelalbum damals überhaupt veröffentlicht werden konnte. (Virgin/EMI)

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Rolling Stones

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The Rolling Stones: "Emotional Rescue"
Auch nicht schlecht, dieses bei seinem Erscheinen 1980 von der Kritik in Grund und Boden gestampfte Manifest gelangweilter Multimillionäre auf der Suche nach dem Punk in der Disco. Heutige heftig abgefeierte, pfiffige Jungspunde wie The Rapture haben gegen die erhabene Blödheit von Songs wie "Dance (Pt. 1)" oder dem im Falsett vorgetragenen Titelstück leider auf ewig das Nachsehen. "Send it to me", der notgeile Hilfeschrei eines langsam alt werdenden Mick Jaggers, macht übrigens heute noch fassungslos. (Virgin/EMI)

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Rolling Stones

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Björk: "Volta"
Die Frau nervt mit ihrer Stimme natürlich immer noch wie ein trotzendes Kindergartenkind, das sich im Supermarkt schreiend zu Boden wirft, weil es die geforderte Familienpackung Gummibärli nicht bekommt. Aber so überzeugend wie hier im Verein mit den Produzenten Timbaland oder Mark Bell und Gastsänger Antony hat sie das schon ewig nicht fertig gebracht. Tolle, sperrige Beats! Sound- und stiltechnisch noch immer ganz vorne dabei! Und trotzende Kindergartenkinder kann man damit auch wunderbar erschrecken: "Das ist nicht schön! Das ist keine Musik!" Nein, das ist Wahnsinn. Das ist Björk. (One Little Indian/Universal)

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Björk

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Rashaan Roland Kirk: (I, Eye, Aye) Live At The Montreux Jazz Festival 1972 (Rhino)
"Welcome to Southern Switzerland, Mississippi! Yes, I know a lot about the South!" Neulich zu Hause beim Aufräumen kam dieser wunderbare Live-Mitschnitt des 1977 verstorbenen, blinden US-Souljazz-Musikers und Freigeistes wieder zum Vorschein. Danke, Putzteufel! Mitreißende, teilweise von Kirk auf drei Saxophonen gleichzeitig sowie mit diversen Flöten und Sirenen und mit vier Begleitmusikern gelebte Improvisationen über Traditionals und Klassiker wie "Balm in Gilead" oder "Satin Doll" zeugen von einem Brückenschlag zwischen Ragtime, Swing und Free Jazz-Eruptionen – und sie lassen den Humor nicht zu kurz kommen.

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Kirk

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Leonard Cohen: "Songs Of Love And Hate"
Gemeinsam mit "Songs of Leonard Cohen" und "Songs From A Room" wurden jetzt die ersten drei Alben des großen Kanadiers remastered und (inklusive weniger Bonustracks) wiederveröffentlicht. "Songs of Love and Hate", 1970 in Nashville unter der Regie von Bob Johnston (Bob Dylan, Simon and Garfunkel oder Johnny Cash) eingespielt, bildet heute noch immer einen der dunkelsten Sterne am nachtschwarzen Himmel des existenzialistischen Songwritings. "Love calls you by your name" oder das später von Nick Cave adaptierte "Avalanche" sorgen noch immer für jene Gänsehaut, die den Klassikerstatus dieses mächtigen Albums nachhaltig untermauern. (Sony/BMG)

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Leonard Cohen

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Son Of The Velvet Rat: "Loss & Love"
Der Grazer Songwriter und Americana-Liebhaber Georg Altziebler hat sein neues Album unter der Regie von Ken Coomer (Wilco, Uncle Tupelo...) ebenfalls in Nashville eingespielt. Er untermauert damit seinen Ruf als erste heimische Adresse für beseelte, zurückgenommene Einsamkeitsstudien im Heartbreak Hotel. Gänsehaut und Rührung seien hiermit garantiert. (Monkey/Hoanzl)

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Velvet Rat

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Linton Kwesi Johnson: "Independant Intavenshan, The Island Anthology"
Der im Londoner Stadtteil Brixton lebende Poet, Sozialarbeiter und Politaktivist legte Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre auf Dub- und Reggae-Basis mit Alben wie "Dread Beat and Blood", "Forces of Victory", "Bass Culture" und "Making History" präzise wie lakonische Dokumentationen des harten Lebens afro-karibischer Immigranten in Großbritannien vor. Ein Vierteljahrhundert später müssen diese Sprechtexte über schweren, basslastigen, von Dennis Bovell entworfenen Tracks noch immer als State of the Art angesehen werden. Mächtig! (Island/Universal)

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lkjrecords

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Edu K: "Frenétiko"
Wie es seinerzeit Run DMC im HipHop mit Aerosmiths "Walk This Way" vormachten, kombiniert der sich beherzt proletenhaft gebende Brasilianer auf diesem 2006 erschienenen Album basslastige, zünftige elektronische Favela Booty Beats aus dem Billig-Sampler mit Hardrock- und Metalgitarren-Riffs und obzönen Texten. Das rockt mit Hits wie "Sex-O-Matic" oder "Popozuda Rock’n’Roll" jede Party. Textlich wird allerdings ein latent ärgerlicher Machismo vertreten, der des Portugiesischen mächtige Tänzerinnen vom Hüftschwung abhalten könnte. Vielleicht dann doch eher ein Spaß für böse (und dumme!) Buben. (iTunes)

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iTunes

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Simian Mobile Disco: "Attack Decay Sustain Release"
Das zum Dancefloor-Projekt eingedampfte ehemalige Aushängeschild des britischen Indie Pop an der Schnittstelle von Gitarren und Laptops produziert auf diesem Mitte Juni erscheinenden Album wahlweise feisten oder knochentrockenen, durchaus aber auch vokalen Electronic-New-Rave-Rock für Leute, die sich auch für das New Yorker LCD Soundsystem begeistern können. Anspruchslos, aber unterhaltsam wie ein Wochenende mit Leuchtstabschwenken im Trockeneisnebel. Mit der Betonung auf "im Nebel". (Wichita/Edel)

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Simian Mobile Disco

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