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Wie die ticketlosen Fußballfans zu den vier österreichischen Spielorten kommen sollen, ist noch unklar.

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Wien – Deutschland gegen Italien. In Innsbruck. Das ist eine Konstellation, die den UEFA EURO 2008TM-Verantwortlichen sicher Albträume bereitet. Denn wenn nur ein Prozent der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter der beiden Länder dieses Match vor Ort sehen will, sind das über 930.000 Gäste für Tirols Landeshauptstadt. Was verkehrstechnisch zu einigen Komplikationen führen würde.

So schlimm dürfte es im Juni 2008 zwar nicht kommen, aber insgesamt schätzen die Planer mit 1,2 bis 1,5 Millionen zusätzlichen ausländischen Touristen. Dazu kommt noch die eine oder andere österreichische Fußballanhängerin, die in den vier heimischen Spielorten Wien, Klagenfurt (Gruppe B) sowie Salzburg und Innsbruck (Gruppe D) dabei sein will.

Zumindest jene rund 620.000 Glücklichen die eine Eintrittskarte für das Stadion bekommen, sollen dabei ihr Auto stehen lassen, wünschen sich die Schweizer und österreichischen Organisatoren. Und setzen daher erstmals auf ein landesweit gültiges Kombiticket für den öffentlichen Verkehr. Wer eine Eintrittskarte ins Stadion hat, darf damit ab Mitternacht des Spieltages 36 Stunden lang die Eisenbahnen und lokalen Öffis in den Spielorten nützen. Wenn mindestens die Hälfte aller Fahrten im EM-Zusammenhang auf den öffentliche Verkehr umgelenkt werden könnten, wäre das für Verkehrsminister Werner Faymann (SP) ein "schönes Ziel", wie er Donnerstag bei einer Pressekonferenz eingestand. Wirklich überzeugt klang er aber nicht. Gibt es doch noch zu viele Unwägbarkeiten: Welche Teilnehmerländer wo spielen wird erst am 2. Dezember ausgelost werden.

Fünf Millionen für ÖBB

Über sieben Millionen Euro kostet die Aktion in Österreich, 1,3 Millionen kommen aus dem Topf der UEFA. Pro Ticket gehen acht Euro an die ÖBB, etwa vier Euro an die lokalen Verbünde – obwohl der Aufteilungsschlüssel noch nicht fertig ausdiskutiert ist.

Völlig offen bleibt dagegen 53 Wochen vor dem Ankick, welches Angebot es für die Hunderttausenden geben wird, die die Spiele in den Public Viewing Areas verfolgen wollen. Daran werde noch gearbeitet, hieß es am Donnerstag lediglich. Gerade diese Fans produzieren aber den Großteil des Verkehrs, wie die Erfahrungen der Fußball-WM in Deutschland im Vorjahr gezeigt haben.

Wer mit dem Auto oder Zug ins Stadion fährt, kommt einige Stunden vorher, um das Sightseeing zu absolvieren und braust nach dem Match wieder davon – in die Heimat oder ins Hotel. Im Bereich der Fanmeilen ist das Besucherverhalten schwieriger zu prognostizieren.

In Wien sorgt die Fanmeile am Ring vom Rathaus zum Heldenplatz nicht nur für Kopfzerbrechen bei den Verkehrsplanern. Sondern auch für einen handfesten Streit zwischen ÖFB und Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (VP). Stenzel nahm ihre Kritik am Donnerstag ein wenig zurück: Es sei "legitim, auf die Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern einzugehen, die Lärm- und Alkoholexzesse sowie Vandalismus fürchten", schrieb Stenzel in einer Aussendung. Die Entscheidung zur Fanmeile im Zentrum aber "sei nun einmal gefallen." (Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 1. Juni 2007)