Das Jahrgangsbier der Villacher.

foto: conrad seidl
Das Jahrgangsbier der Villacher entzieht sich schon allein dadurch Vergleichen, als ausdrücklich empfohlen wird, dieses Bier direkt aus der dunkel getönen Flasche zu trinken. Da entgeht einem etwas: Denn die feurig-rötliche Bernstein-Farbe, die dieses Bier auszeichnet, kann sich durchaus sehen lassen. Und auch die Aromen kommen im Glas deutlich besser zur Geltung. Also flott eingeschenkt ins Kostglas - was wir sehen, ist ziemlich exakt das, was man sich unter dem "Wiener Typ" vorstellen muss - jenem Bier, das im 19.Jahrhundert von Anton Dreher in der Schwechater Brauerei kreiert wurde, den enormen Erfolg Drehers begründtet hat, dann aber Ende des 19.Jahrhunderts unmodern geworden ist. In den letzten Jahrzehnten konnte man Wiener Lager in hervorragender Qualität in Austin, Texas (das "Sam Houston Vienna Lager" in der leider vor einigen Jahren geschlossenen Waterloo Brewing Company) und in Cleveland, Ohio (das "Eliott Ness" der Great Lakes Brewing Company) bekommen - in Wien gab es den lokalen Bierstil aber nicht. Von den österreichischen Bieren kommen das Hadmar (Bierwerkstatt Weitra) und das Rote Zwickl von Ottakringer am ehesten hin. Und nun eben die Edition 2007 der Villacher Brauerei. Braumeister Gernot Linder bedient sich dafür eines Malzes (genauer: mehrerer Malze, denn neben dem für Farbe und Körper zuständigen Wiener Malz ist hier natürlich viel Pilsner Malz in der Schüttung) aus der Stadlauer Malzfabfrik - das Malz gibt dem Bier eine leichte Röstnote in der Nase, es sorgt für einen malzaromatischen, aber gerade nicht süßen Antrunk und die Balance gegenüber den intensiven Hopfennoten. Diese spürt man relativ spät, erst wenn Malzaromen und CO2 ihre Wechselwirkung auf Zunge und Obergaumen entfaltet haben, wird der herbe Ton im Zungenhintergrund und dann, nach und nach, auch auf dem Obergaumen wahrnehmbar. Er stammt von Saazer Hopfen, den sich Braumeister Gernot Linder für die zweite und dritte, für das Bieraroma entscheidenden Hopfengaben leistet. (cs)