Foto: Standard/Cremer
Krems/Wien – An der Donau-Uni Krems (DUK) scheint sich die Eskalationsspirale weiter zu drehen: Wie der Standard erfuhr, soll Vizerektorin Ada Pellert – wenn die Initiatoren der Aktion nicht noch ein Gesinnungswandel ereilt – heute, Dienstag, in der Sitzung des Uni-Rats ihres Amtes enthoben werden. Jedenfalls sickerte durch, dass es im Ministerium diesbezügliche Erkundigungen gab. Kolportierte Begründung: „Vertrauensverlust“ – damit wurde schon Ex-Rektor Helmut Kramer laut Insidern aus Krems „vertrieben“.

Auslöser für die Malaise ist die verunfallte Rektorswahl am 9. Mai. Sie wurde nach der Nichtnominierung der fachlich unumstrittenen Pellert auf dem Senats-Dreiervorschlag von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) aufsichtsbehördlich gestoppt. Ein Verfahren wegen Diskriminierung läuft. Der Aufmerksamkeits-Spot auf Pellert und Krems scheint einigen Uni-Räten und Senatsmitgliedern nicht zu konvenieren. Eine Amtsenthebung hätte den Hautgout einer Strafaktion.

Zwei der fünf DUK-Uni-Räte konnte der Standard am Pfingstmontag erreichen. Joachim Rössl, als Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht vom Land Niederösterreich entsandt, sagte zur herumgeisternden Amtsenthebung (sie kann mit Zweidrittelmehrheit im Rat durchgesetzt werden, der Senat ist anzuhören): „Das steht nicht auf der Tagesordnung“, aber: „Ich weiß nicht, was morgen für Anträge kommen.“

Rössls vorrangigstes Bestreben: „Es geht darum, die Hektik runterzudrehen und nicht zusätzlich Unruhe zu schaffen.“ Er habe den „Eindruck, dass Personen, die da agieren, unter extremem Stress stehen“. Es sei „kein angenehmes Arbeitsklima“, weil Diskussionen „nach außen getragen wurden“, so Rössl, der das nicht als Vorwurf klassifiziert wissen will, sondern als „Ungeschicklichkeit“. Das werde heute auch „diskutiert“. Es gelte im Auge zu behalten: „Da gehts ja nicht um eine einzelne Person, aber da gehts um eine Institution“, sagte Rössl.

Uni-Rat Erwin Hameseder, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, sagte im Standard-Gespräch auf die Frage, ob Vizerektorin Pellert sein Vertrauen genieße: „Sie hat es bis jetzt gehabt. Selbstverständlich.“ Könne er sich rückwirkende Verfehlungen von Pellert vorstellen? „Wenn ich bis dato Anlass gesehen hätte, hätte ich das im Uni-Rat sicher angesprochen.“

Die Amtsenthebungspläne gegen Pellert werden im Wissenschaftsministerium sichtlich nicht goutiert. „Alles, was weiterer Eskalation dient, ist nicht im Sinne des Ministers.“ Vielleicht wird die Tagesordnung ja doch nicht in letzter Minute um einen brisanten Punkt verlängert. (Von Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 29.5.2007)