Horst Pöchhacker (li.) wechselt an die Spitze des ÖBB-Aufsichtsrates und wird Vize bei der Asfinag. Nun ist die Zeit für seinen Nachfolger Wolfgang Hesoun als Porr-Chef gekommen.

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Wien – Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Vorstandschef und ein Aufsichtsratschef gemeinsam bei einer Hauptversammlung (HV) ihre Mandate zurücklegen. Porr-Chef Horst Pöchhacker tat es freiwillig: Nach 25 Jahren als Generaldirektor übergab er am Donnerstag an seinen Nachfolger Wolfgang Hesoun.

Nicht ganz freiwillig räumte der Tiroler Gebäudetechniker Klaus Ortner zeitgleich den Aufsichtsratsvorsitz bei der Porr. Im Syndikatsvertrag der drei großen Aktionäre (B&C-Stiftung, Ortner und Wiener Städtische) steht, dass dem größten Aktionär der Aufsichtsratsvorsitz zusteht – das ist die BA-CA-nahe B&C-Stiftung mit 45 Prozent. Und diese erhob nun wieder den Anspruch darauf. Sie schickte Ex-BA-CA-Vorstand Friedrich Kadrnoska (56) an die Spitze des Kontrollgremiums. Kadrnoska ist derzeit Vorstand in der Stadt Wien nahen AVZ-Stiftung und sitzt im Aufsichtsrat von Wienerberger, Verkehrsbüro und der Wiener Börse.

Stiftungskonstruktion

Kadrnoska gilt zudem als Architekt jener Stiftungskonstruktion, die die Bank Austria wählte um ihre Industriebeteiligungen und ihre Immobilien auszugliedern, ehe sie im Jahr 2000 an die deutsche HVB verkauft wurde. Damit waren die Assets den Deutschen entzogen und Ex-BA-CA-Chef Gerhard Randa hatte weiterhin jahrelang bestimmenden Einfluss. In die Industriestiftung kamen unter anderem Firmenanteile vom Faserkonzern Lenzing, Porr und Semperit. In der Immobilienstiftung sind BA-CA-Objekte wie das Areal beim Bahnhof Wien-Mitte, die ehemaligen Fiat-Gründe bei Schönbrunn, der Donauturm oder das Ekazent-Shopping-Center.

2006 legte Randa seine Stiftungsfunktionen zurück und übergab an Nachfolger Erich Hampel, der nun nach Italien berichtet. Das Stiftungsvermögen ist somit wieder näher bei der BA-CA und den Italienern. Was diese künftig damit vorhaben ist noch offen. Als Vertreter der B&C-Stiftung scheidet Karl Schmutzer aus, jahrelanger Porr-Aufsichtsrat, und macht somit Platz für Kadrnoska. Ortner ist nun Vize-Aufsichtsratschef, genauso wie Georg Riedl als Vertreter der Städtischen.

Sanktus für Kapitalerhöhung

Ortner, der sich jahrelang gegen eine Kapitalerhöhung bei Österreichs zweitgrößter Baufirma wehrte, gab nun erstmals seinen Sanktus dazu. Er hält ein Bezugsverhältnis von eins zu zwei für "notwendig". Gleichzeitig wehrte er sich gegen eine Zusammenlegung von Vorzügen und Stämmen. Hintergrund: Ortner hat keine Vorzugsaktien, die BA-CA aber schon. Wenn beide Wertpapiere zusammen gelegt werden, würde das Ortners Anteil von 30 Prozent verwässern. Die 112 Aktionäre verabschiedeten Pöchhacker mit viel Applaus und viel Lob. Einzig das Mikro versagte mitunter den Dienst. Dass hielt einen Aktionär nicht davon ab Pöchhacker zu danken. Mit den Worten: "Ich brauch kein Mikrofon, ich bin Sänger", legte er los. Ab 28. Mai ist Pöchhacker Aufsichtsratschef der ÖBB-Holding. (cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.5.2007)