Koloman Moser: "Venus in der Grotte" (1914/15, Ausschnitt)

Foto: Leopoldmuseum

Wien - Er wurde wegen seiner Vielseitigkeit vom Wiener Werkstätten-Design bis zur Malerei "Tausendkünstler" genannt, und wie zugleich spannend und umfangreich das Schaffen von Kolo Moser ist, lässt sich ab Freitag im Leopold Museum erahnen: Die bisher größte Ausstellung zum wichtigen Jugendstilkünstler zeigt bis 10. September in rund 550 Exponaten, wie Moser den künstlerischen Aufbrauch in Österreich ins 20. Jahrhundert geprägt hat. Es habe lange gedauert, bis die Kunst dieser Zeit so populär wurde", betonte Sammler und Ausstellungskurator Rudolf Leopold. "Und nun wird sie so gefeiert."

Kolo Moser (30. März 1868 bis 18. Oktober 1918) hat mit seinem Schaffen die Welt mit Kunst durchdringen wollen: Vom Möbel bis zum Kirchenfenster, von der Tapete bis zum Tafelgeschirr, vom Gemälde bis zu Briefmarke und Banknote hat der aus Wien stammende Künstler die Realität mit Stil durchwirkt - jenem Jugendstil, der sich auch heute noch breiter Beliebtheit erfreut und das Design-Schaffen des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat. Leopold bezeichnete sich als "begeisterter Anhänger allein deshalb", weil Moser "alle Gebiete" abgedeckt hat.

Moser war eng verbunden mit den wichtigsten künstlerischen Strömungen seiner Zeit: Er begründete mit Gustav Klimt und Carl Moll die Secession, lieferte für deren Zeitschrift Ver Sacrum alleine 140 Illustrationsbeiträge und entwarf das Fassadendekor des Secessions-Gebäudes. Weltberühmt wurde Moser als Künstler der Wiener Werkstätte, die er 1903 mit Josef Hoffmann und dem Financier Fritz Waerndorfer gegründet hat. Die Schau im Leopold Museum will auch das lange Zeit unterschätzte malerische Werk Mosers, dem er sich ab 1907 widmete und in dem er sich stark von Ferdinand Hodler beeinflussen ließ, zur verstärkten Aufmerksamkeit bringen. Aber auch für die Bühne hat Moser gearbeitet, als Kostüm- oder Kulissengestalter.

So lädt die Schau nicht nur zum Kunstgenuss, sondern eigentlich auch zum Wohnen ein: zahlreiche Kästen und Sessel Mosers sind ebenso zu sehen wie Wiener Werkstätten-Gläser und -Geschirr sowie Aufnahmen von Wohnungen und Ateliers, die Moser gestaltet hat. Die in einem Durchgang fast nicht bewältigbare, umfangreiche Ausstellung führt an großformatigen Kirchenfenstern (unter den bekanntesten derartigen Werken Mosers sind die Fenster der Jugendstilkirche in Wien-Steinhof) ebenso vorbei wie an kleinen Illustrationsentwürfen, an den typischen Schriftbildern und Linienführungen des Jugendstils wie an Mosers Gemälden, die den viel schaffenden Künstler in diesem Metier als auf hohem Niveau Suchenden zeigen. (APA)