Berlin - Die Geständnisse der ehemaligen deutschen Radprofis Bert Dietz und Christian Henn, beim Team Telekom (später T-Mobile) jahrelang gedopt zu haben, erschüttern das Ansehen der Freiburger Universität als zentraler Betreuungsstätte deutscher Spitzenathleten. Die beiden ehemaligen T-Mobile-Mannschaftsärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid wurden mit sofortiger Wirkung gekündigt."Die Entlassung ist fristlos", betonte Uni-Rektor Wolfgang Jäger am Donnerstag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz.

Auch Fußballklub SC Freiburg beendete seine Zusammenarbeit mit Schmid, der den Zweitligisten als Mannschaftsarzt betreut hatte. Die Freiburger Sportmedizin war schon öfter im Mittelpunkt von Doping-Ermittlungen: Der 2000 gestorbene frühere deutsche Olympia-Arzt Joseph Keul stand im Verdacht, in Freiburg Dopingforschung betrieben zu haben.

Schmid und Heinrich haben Tags zuvor zugegeben, jahrelang Doping-Praktiken bei Telekom und im Nachfolgeteam T-Mobile unterstützt zu haben. "Ich räume ein, seit Mitte der 90er Jahre das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben", erklärte Prof. Andreas Schmid. "Ich habe den Radsportlern auf Anforderung Drogensubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht." Er habe Dopingmittel aber "niemals einem Sportler ohne dessen Wissen oder gar gegen seinen Willen" verabreicht. Schmid erwägt, seine Tätigkeit als Sportarzt der Uni-Klinik Freiburg zu beenden.

Sein Freiburger Kollege Lothar Heinrich räumte in einer siebenzeiligen Mitteilung ebenfalls ein, "in meiner Funktion als Sportmediziner an Doping von Radsportlern mitgewirkt zu haben". Er bedauere diese ärztlichen Verfehlungen.

"Der Schock ist, dass es in diesem Lande und dann noch an einer Universität wirklich möglich ist, dass Ärzte an solchen kriminellen Taten beteiligt sind", sagte der Heidelberger Dopingjäger Werner Franke, der Anzeige gegen Heinrich und Schmid erstattet hat.

Deren inzwischen verstorbener Vorgesetzter Joseph Keul führte als medizinischer Verantwortlicher die deutschen Olympia-Mannschaften von 1984 bis 1998 an. Schmid war noch bei den Paralympics 2006 in Turin ärztlicher Betreuer der deutschen nordischen Sportler. (red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 24.5. 2007)