Erwin Huber ist Managementtrainer und Berater in Zentral- und Osteuropa.

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Erwin Huber, Managementtrainer und Berater in Zentral- und Osteuropa, von der Trigon Entwicklungsberatung hat sich mit den Kulturunterschieden im Management zwischen Österreich, Zentral- und Osteuropa beschäftigt. Management-Kultur, Verhaltensweisen aber auch die Werthaltung haben sich verändert, konstatiert er. Unterschiede sieht er auch im Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Eine Studie zum Thema wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Internationales Management (Universität Graz) durchgeführt. Regina Bruckner hat mit ihm über die wichtigsten Ergebnisse gesprochen.

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derStandard.at: Wie stark hat sich der Transformationsprozess in Zentral- und Osteuropa auf die Arbeitswelt ausgewirkt?

Erwin Huber: Wir sind mit unseren Kunden wie die RZB, Volksbank und Siemens mitgegangen und es war für uns alle ein Lernprozess. Management-Kultur, Verhaltensweisen aber auch die Werthaltung haben sich verändert.

derStandard.at: Inwiefern?

Huber: Die Kulturen sind sehr kollektivistisch, Familien zählen sehr viel, da wird am Wochenende oder am Abend gemeinsam etwas gemacht, und der Chef fragt auch nach dem Familienleben.

derStandard.at: Wenn der Chef das nicht macht?

Huber: Man empfindet Österreicher als kühl. Man spricht dort auch über Privates. Das machen die Österreicher nicht. Auf der anderen Seite ist die Machtdistanz sehr groß und wird nicht hinterfragt. Auch wenn nach außen hin der Ton sehr freundschaftlich ist, zuletzt gilt 'der Boss ist der Boss'.

derStandard.at: Was hat das für Folgen im Alltag?

Huber: Ich habe einen steirischen Kunden der eben die Erfahrung gemacht hat, dass sein Mitarbeiter sagte, ich mache das Reporting nicht wegen mir, sondern wegen dir. Denn ich sehe den Sinn nur bedingt.

derStandard.at: Wie darauf reagieren?

Huber: Besonders wichtig ist es, klare Entscheidungen zu treffen und ganz genaue Anweisungen zu formulieren.

derStandard.at: Welche Unterschiede fallen noch ins Gewicht?

Huber: Eine Führungskraft in Russland, die demokratisch vorgeht wird eher als weiche Führungskraft erlebt. Aber es ist auch klar, dass nicht nur die Nationalität ausschlaggebend ist. Es gibt einfach auch große Unterschiede zwischen den Unternehmenskulturen.

derStandard.at: Merkt man einen Unterschied zwischen den Generationen?

Huber: Ab 40 aufwärts ist schon die ältere Generation, wo die genannten Unterschiede besonders zum tragen kommen. Die jüngeren wollen etwas anderes. Die sind auch nicht sehr loyal, wenn sie irgendwo mehr verdienen, gehen sie weg. Aber nur vom Alter sollte man sich nicht täuschen lassen.

derStandard.at: Sind die Österreicher ausreichend auf diese Kulturunterschiede vorbereitet?

Huber: Es gibt Unternehmen wie die steirische AVL List, die haben da eine Tradition oder die RZB. Aber es ist nicht allen klar, wie groß die Unterschiede sind, denn in Meetings präsentieren sich die Leute sehr westeuropäisch und das Verhalten ist sogar westlich überzeichnet. Aber dahinter muss man ganz genau schauen. (rb)