SCS-Vorstandschef Maurizio Totta: "Von Schönheit kann man sich nichts kaufen."

Foto: Standard/Heribert Corn
Die Shopping City Süd braucht kein frisches Geld, zieht aber Investoren an, sagt Vorstand Maurizio Totta . Auch wenn bei der Sale-City die Auslastung fehle. Er erläuterte Verena Kainrath Vorteile der Sonntagsöffnung und warum man in der SCS vor lauter Wald die Bäume nicht sah.

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STANDARD: Die Gerüchte um einen Verkauf der SCS verstummen nicht. Es heißt, der Eigentümer, die Hans Dujsik-Privatstiftung, denke darüber nach.

Totta: Ich bin seit 1983 bei der Gruppe dabei - es gab seither immer wieder Kaufinteressenten. Ich kann über den Verkauf nicht entscheiden, halte die SCS jedoch für eine der besten Investitionen überhaupt.

STANDARD: Braucht die Shopping City Süd frisches Geld?

Totta: Überhaupt nicht. Wir haben hinter den Kulissen bereits viel investiert und sind für die nächsten 30 Jahre gerüstet. In Bestand und Ausbau wird weiter investiert. Aber die Kunden wollen eine Adaptierung, keine Revolution.

STANDARD: Rein optisch ist das Center keine Augenweide...

Totta: Von Schönheit kann man sich nichts kaufen. Aber wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs. Kunden schätzen die große Auswahl, klagen jedoch zugleich, dass es zu viel gibt. Wir haben jetzt den Schilder-Wildwuchs durchforstet - vor lauter Bäumen sah man ja den Wald nicht mehr - und versuchen, das Innere der SCS übersichtlicher zu gestalten.

STANDARD: Sie haben im Herbst die Sale-City-Süd für Schnäppchenjäger eröffnet, doch es fehlen Mieter. Ist sie gescheitert?

Totta: Die Auslastung ist nicht die, die wir uns vorgestellt haben. Es gibt Anlaufprobleme, und wir prüfen Maßnahmen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Ich muss aber relativieren: Die Sale-City ist wichtig, aber nur ein kleiner Teil im Gesamtkonzern.

STANDARD: Sie sind Verfechter der längeren Ladenöffnung. Ab Sommer darf die SCS voraussichtlich 72 Stunden in der Woche offen halten. Freut Sie das?

Totta: Der SCS bringen die 72 Stunden nichts. Wir nutzen ja schon 66 Stunden nicht aus. Dafür werden wir gezwungen, samstags um 18 Uhr die Kunden zu verscheuchen. Das ist Umsatzvernichtung. Wir hätten gerne die legale Möglichkeit, an Samstagen bis 21 Uhr, an ausgewählten Sonn- und Feiertagen am Nachmittag aufsperren zu dürfen. Die Praxis wird zeigen, was sinnvoll ist.

STANDARD: Die Mieteinnahmen der SCS steigen mit den Umsätzen, Mehrkosten der Händler belasten Sie nicht. Ist es da nicht leicht, liberal zu sein?

Totta: Ich halte Beschränkungen für nicht richtig. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft, die sich nach Kundenwünschen richtet. Der Standort Österreich darf nichts in Hintertreffen geraten. Ab dem Moment, an dem die Grenzen offen sind, ist eine Fahrt nach Bratislava wie eine Fahrt nach Wiener Neustadt.

STANDARD: Viele Ihrer Mieter klagen über eine starke Erhöhung der Betriebskosten.

Totta: Sie sind so stark gestiegen, weil sie zuvor so niedrig waren. Wir haben mit der Anpassung lange zugewartet.

STANDARD: Die SCS hat als erste in Österreich polizeiliche Videoüberwachung auf den Parkflächen installiert. Ihre Bilanz?

Totta: Es funktioniert gut. Die Zahl der Autoeinbrüche sank im ersten Jahr um 70 Prozent.

STANDARD: Frank Stronach plant nahe der SCS ein riesiges Einkaufscenter. Sind Sie gegen diese Konkurrenz gewappnet?

Totta: Fraglich ist, ob dafür die Infrastruktur geschaffen wird. Uns haben auch 700.000 Quadratmeter neue Handelsfläche der letzten 20 Jahre nicht gestört. Schlimmstenfalls, wenn wir nicht reagieren, kostet es uns fünf Prozent des Umsatzes. Aber wir werden intensive Aktionen dagegen setzen. Den jetzt schon leidenden Einkaufsstraßen im Süden Wiens könnte das Projekt allerdings den Gnadenstoß versetzen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.05.2007)