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Ich habe das alles ganz genau studiert und es hat überhaupt keine Überraschungen gegeben, sagt Richard Trenkwalder, Gründer und Vorstandschef der Trenkwalder Personaldienste AG.

Foto: APA/Trenkwaldner
derStandard.at: Im Mai sind Sie in Bulgarien eingestiegen, letztes Jahr haben Sie den slowakischen Mitbewerber MS Atlas Slovakia und den rumänischen Mitbewerber Sobis Consult SRL übernommen. Sie sind in Ungarn, der Slowakei, Tschechien und Polen tätig. Welche Länder fehlen Ihnen noch auf Ihrer Firmenlandkarte?

Richard Trenkwalder: Ich schaue da gerade auf meiner Landkarte, eigentlich keine mehr. Wir sind auch in Bosnien, Montenegro, Serbien, Mazedonien. In der Türkei, in Istanbul, haben wir eben vier Filialen eröffnet.

derStandard.at: Wie sieht es mit Russland aus? Reizt Sie ein Einstieg dort?

Trenkwalder: Die Ukraine ist gerade in Recherche. Wir werden da heuer noch eine Firma zukaufen oder gründen.

derStandard.at: Stichwort Recherche. Wie bereiten Sie sich auf den Einstieg in einen neuen Markt vor?

Trenkwalder: Wir haben Fünf-Jahres-Pläne. Da wird Schritt für Schritt genau vorgeplant. Und wir bereiten uns fast schulmäßig vor. Wir schauen uns die ökonomischen Daten an, natürlich die gesetzliche Lage und die Branche.

derStandard.at: Ist es schon einmal vorgekommen, dass eines der von Ihnen in Erwägung gezogenen Länder nach der Recherche weggefallen ist?

Trenkwalder: Nein.

derStandard.at: Können Sie Ihre ersten Erfahrungen in einem der Ostländer beschreiben?

Trenkwalder: Wir haben 2000 den ersten Schritt in die Slowakei gesetzt und es sind alle schon vorher Anfang der 90er-Jahre erstellten Prognosen eingetroffen. Für mich war das alles ganz klar. Globalisierung, Arbeitsmarkt, alle Aussagen sind eingetroffen. Ich habe das alles ganz genau studiert und es hat überhaupt keine Überraschungen gegeben.

derStandard.at: Auch keine praktischen Schwierigkeiten?

Trenkwalder: Nein, eigentlich nicht. Einmal wurden uns fünf Autos gestohlen und einmal eine Filiale ausgeräumt, aber das war es schon.

derStandard.at: Und wie sieht der berufliche Alltag aus?

Trenkwalder: Mit den Behörden zum Beispiel funktioniert zum Teil alles viel schneller. In der Slowakei dauert eine Firmengründung 14 Tage, dazu hat man sich verpflichtet, und das funktioniert auch.

derStandard.at: Rund 1,9 Prozent aller Arbeitskräfte in Österreich waren 2006 nach Ihren Angaben als Zeitarbeiter beschäftigt. Österreich bewegt sich damit im europäischen Mittelfeld, auch hinsichtlich der Wachstumsaussichten in der Branche. Wie sieht es diesbezüglich in den jüngeren und neuen EU-Mitgliedsländern aus?

Trenkwalder: Wir haben ja dort mit internationalen Großfirmen zu tun. Das sind unsere Geschäftspartner. Es gibt aber kaum einen Mittelstand wie bei uns. Da gibt es noch sehr viel Potenzial.

derStandard.at: Wie hoch schätzen Sie das ein?

Trenkwalder: Da werden Wachstumsraten zwischen 30 und 100 Prozent gesehen.

derStandard.at: Wie sieht es mit den Arbeitskräften selbst aus? Mit ihrer Ausbildung, Motivation und mit dem Lohnniveau?

Trenkwalder: Da muss man zwischen internem und externem Personal unterscheiden. Das Durchschnittsgehalt ist bei den internen Mitarbeitern bei 600 Euro. Die sind hoch motiviert und bis zu 80 Prozent Akademiker. Beim externen Personal – unserem Verkaufspersonal - gibt es eklatante Unterschiede. In der Slowakei beläuft sich das auf 4 Euro, in Rumänien auf 2,80 und bei uns 24 Euro. Erst jetzt beginnen die Verkaufspreise in Tschechien und der Slowakei anzuziehen. Der Angleich in Slowenien, Ungarn und Tschechien wird noch 40 Jahre dauern, in Serbien und Kroatien eher 100 Jahre.

derStandard.at: Haben die Österreicher sich Ihrer Einschätzung nach genügend engagiert?

Trenkwalder: Ich glaube, die Unternehmen nutzen die Chancen zuwenig.

Über Trenkwalder
1985 startete Richard Trenkwalder als Einmann–Firma. Derzeit beläuft sich der Mitarbeiterstand auf rund 42.000. Die Trenkwalder Personaldienste AG ist der mit Abstand größte Personalbereitsteller Österreichs und Marktführer in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Trenkwalder ist mittlerweile insgesamt mit mehr als 160 Standorten in Europa (Österreich, Italien, Deutschland, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Kroatien, Serbien-Montenegro, Polen, Großbritannien, Liechtenstein und Rumänien) am Markt vertreten. Das Zeitarbeitsunternehmen hat eigenen Angaben zufolge im Vorjahr konzernweit den Gesamtumsatz um 25 Prozent auf über 500 Mio. Euro gesteigert. Für 2007 peilt man ein ähnlich hohes Wachstum an.
(Regina Bruckner)