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Wenn ein Mann eine HPV-Infektion hat, erhöht sich das Gebärmutterhalskrebs-Risiko seiner Partnerin ebenso auf das Zehnfache. Expertinnen und Experten drängen auf die groß angelegte HPV-Impfung zumindest aller jungen Frauen, zudem die Vakzine auch gegen Vulva- und Vaginalkrebs schützt.
Foto: APA/EPA/Tsikas
Wien - Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates, die Österreichische Krebshilfe und zahlreiche weitere Expertinnen und Experten haben sich in Österreich klar für die HPV-Impfung zumindest aller jungen Mädchen ausgesprochen. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hat in Stellungnahmen einerseits auf Geldmangel hingewiesen, andererseits erklärt, die HPV-Impfung sei keine Immunisierung gegen Gebärmutterhalskrebs. Sie befürchte ein Zurückgehen der Abstrichuntersuchungen der Frauen. Für die internationalen Studien federführende österreichische WissenschafterInnen können damit wenig anfangen.

Auch wirksam gegen Vulva- und Vaginalkrebs

Elmar Joura, Erstautor der neuesten Auswertung der Studiendaten im "Lancet": "Im medizinischen Sinn ist die hohe Schutzwirkung der HPV-Impfung gegen die unmittelbaren Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs und nunmehr auch Vulva- und Vaginalkrebs vielfach bewiesen. Es ist natürlich eine Frage der Finanzierung." (Mehr zu den neuen Ergebnissen hier).

Kdolsky hatte erklärt, dass die Durchimpfung eines Jahrganges derzeit 25 Mio. Euro kosten würde. Das Geld dafür sei nicht da. Laut Herstellerangaben würden die Ausgaben für den Bund aber nur bei der Hälfte bis deutlich darunter liegen. (11,88 Mio. Euro für die Durchimpfung von 85 Prozent der Mädchen und 50 Prozent der Buben). In Österreich sterben pro Jahr rund 180 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Etwa 5.000 müssen sich wegen Krebs-Vorstufen chirurgischen Eingriffen unterziehen. Das könnte zumindest zu 70 Prozent verhindert werden.

Ein kausaler Zusammenhang zwischen HP-Viren und Gebärmutterhals-, Vulva- und Vagina-Karzinomen lässt sich laut dem Wiener Gynäkologen durch die Wissenschaft eindeutig belegen. Man sollte nicht daran zweifeln.

Gefahrenpotenzial

Joura: "Rauchen erhöht das Risiko für ein Bronchuskarzinom um das Zehnfache. Eine länger bestehende HPV-Infektion erhöht das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um das 500-Fache. Niemand würde aber sagen, dass Rauchen nicht Lungenkarzinome auslöst. Wenn ein Mann eine HPV-Infektion hat, erhöht sich das Gebärmutterhalskrebs-Risiko seiner Partnerin ebenso auf das Zehnfache." Die von Andrea Kdolsky genannten 25 Mio. Euro an Kosten für die breite Bereitstellung der Impfung durch die öffentliche Hand ("Kinderimpfprogramm") seien offenbar "viel zu hoch gegriffen".

Der Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Wiener Universitäts-Frauenklinik, Sepp Leodolter, ist seit Jahren mit Joura in den Studien zur HPV-Impfung beschäftigt. Er verwies auf den wissenschaftlichen Stellenwert der Ergebnisse: "Das sind jetzt nicht Unterlagen für die Zulassung des Impfstoffes bei den Behörden, sondern wissenschaftliche Publikationen in den höchstrangigen medizinischen Journalen."

"Keine 'Krebsabstrich-Abnehmer'"

Leodolter versuchte auch die Einwände der Ministerin bezüglich der Abstrichuntersuchungen bei den Frauen zu zerstreuen: "Wir Gynäkologen sind in Österreich ja keine 'Krebsabstrich-Abnehmer'. Wir sind die Ärzte von Patientinnen mit zwölf Jahren und den Urgroßmüttern mit 92 Jahren."

Die Frauen kämen zudem wegen vieler Fragen zum Gynäkologen/zur Gynäkologin - von den Problemen mit der ersten Regel über die Schwangerschaftsverhütung bis frauenspezifischen Erkrankungen im Alter. Schon jetzt würde die Impfung und das mediale Interesse dazu beitragen, bei den Frauen das Interesse und auch das Wissen in Sachen Gebärmutterhalskrebs zu deutlich zu verbessern. (APA)