"Zu langes Nachdenken kann Ihrer Gesundheit schaden",

lautet eine These des deutschen Sozialwissenschafters Gerd Gigerenzer. Er war Mittwochabend ins ORF-"Extrazimmer" bestellt, um der Damenrunde um Dodo Roscic die Macht der Intuition zu erläutern.

Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Zwischen Anekdoten und Merksätzen, die sich der honorige Professor sichtlich gern erläutern hörte,

plätscherten stammtischgerechte Einwürfe und Fragen der scherzbereiten Damen. Hera Lind bekrittelte vorweg, dass gerade der Frauenrunde das Thema Intuition aufgegeben wurde. Folgerichtig betonten die Damen durchwegs Rationalität und Abwesenheit von Bauchgefühl. Im Sinne des eingangs zitierten Satzes wirkten alle sehr gesund. Smalltalk, nichts weiter.

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Warum soll der geneigte ORF-Seher dem Geplauder also zuhören,

warum all die peinlichen Situationen ertragen? Wo liegt der Wert?

Ganz sicher ist es kein Expertengespräch. Kann es überhaupt als Bildungsfernsehen durchgehen? Wollen vielleicht Roscic und Co stellvertretend für die unwissende "Masse" (Quote!) einfach nur blöd fragen? Nein, dafür bleibt das Ganze zu oberflächlich und unstrukturiert.

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Kabarett kann es auch nicht sein,

dafür müsste es lustig sein. Also ist es eine Talkshow, televisionäre Ausschlachtung von Leuten, die gerne im TV gesehen werden wollen. Nur dass hier nichts ausgeschlachtet werden kann.

Der ORF mutet im "Extrazimmer" dem Gebührenzahler eine weder unterhaltende noch bildende Selbstinszenierung selbst gezüchteter Möchtegernpromis zu. Teurer Smalltalk. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2007)

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