München - Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche hält die seit Jahren drohende Gefahr einer feindlichen Übernahme des Konzerns für gebannt. "In den letzten sechs, sieben Jahren war das Risiko einer feindlichen Übernahme zu keinem Zeitpunkt so gering wie heute", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". Der Vorstandschef begründet seine Auffassung damit, dass der Konzern in nur einem Jahr seinen Börsenwert von 35 Milliarden auf über 60 Milliarden Euro gesteigert hat.

Aktuellen Spekulationen auf eine Ausgliederung von Unternehmensbereichen wie dem Nutzfahrzeuggeschäft erteilte Zetsche eine klare Absage: "Wir können das zusätzliche Potenzial, das in Daimler steckt, selbst heben. Die Mercedes Car Group, die Lkws und die Finanzdienstleistungen bleiben weiterhin integraler Bestandteil des Unternehmens."

Bei dem Verkauf der US-Tochter Chrysler sieht sich der Daimler-Vorstandsvorsitzende nicht als Getriebener. "Wir saßen zu jedem Zeitpunkt auf dem Fahrersitz", sagte er. Nach der Trennung von Chrysler "haben wir jetzt den nötigen Freiraum im Kopf und auch in unserer Bilanz", sagte Zetsche.

Einen Schwerpunkt der Zukunftstechnologie will Zetsche bei den Umweltthemen setzen. "Wir sehen die Diskussion um die beste Zukunft für unseren Globus nicht als Bedrohung für die Autoindustrie, sondern als Wachstumspotenzial für die technologische Gestaltung der Zukunft."

Trotz des Verkaufs der US-Sparte Chrysler will die Daimler AG an den amerikanischen Börsen notiert bleiben, wie Zetsche der "Welt am Sonntag" sagte. Das Listing an den US-Börsen sei zwar aufwendig. Es habe aber eine disziplinierte Wirkung auf den Konzern, fügte Zetsche hinzu.

Außerdem kündigte er an, Daimler stärker auf das Premiumsegment zu konzentrieren. Dabei sagte er vor allem BMW den Kampf an. "Wir wollen der führende und profitabelste Premiumhersteller sein", sagt Zetsche 2006 verkaufte die Marke BMW weltweit 1,185 Mio. Autos, Mercedes kam auf 1,148 Millionen.

Daimler wolle sich darauf konzentrieren, den Umsatz pro Auto zu steigern und die Produktivität zu erhöhen. Dazu sollen Prozesse so standardisiert werden, dass mehrere Modelle auf einem Montageband produziert werden können. "Wir haben noch erhebliche Reserven", sagte Zetsche. Er stellte zudem klar, dass es bei Mercedes kein Einstiegsmodell unter der A-Klasse geben wird. (APA/AP)