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"Der Fußball ist eine große Bühne, die zum Beispiel Saunabesitzer rasch bekannt macht."

Foto: APA/Gindl
Standard: Der LASK bekommt nach dem Spiel gegen Austria Lustenau die Meisterschale überreicht. Was werden Sie dabei empfinden?

Reichel: Es wird ein großartiges Gefühl sein. Am 14. Februar 2000 habe ich eine wirtschaftliche Baustelle übernommen. Es gab Verbindlichkeiten über 57 Millionen Schilling plus offene Verträge. Leider sind wir abgestiegen. Bis 2004 musste sich der Klub konsolidieren. Danach haben wir vorsichtig angegriffen. 2005 kam es zur Verpflichtung von Ivica Vastic. Das war ein Zeichen, der LASK wurde glaubwürdig. Der Aufstieg hängt mit Vastic untrennbar zusammen, er ist ein großartiger Mensch und Fußballer.

Standard: Der LASK ist ja auch nur Teil des österreichischen Fußballs. Ex-Präsidenten werden verhaftet, gegen Ist-Präsidenten wird ermittelt. Sportlich ist das Niveau unterirdisch. Wie kaputt ist der Kick?

Reichel: Es gibt zwei Arten von Wettbewerbsverzerrung. Wir haben zwei Milliardäre, Mateschitz bei Salzburg und Stronach bei der Austria. Wenn ich einem österreichischen Spieler ein Angebot mache, zahlt die Austria immer noch das Dreifache. Früher war es das Fünffache. Mateschitz ist an Österreichern wenigstens gar nicht interessiert, er denkt ausschließlich international. Die andere Wettbewerbsverzerrung ist jene durch die Zinkerei, wie sie etwa bei Sturm und dem GAK passiert ist. Man hat immer schon gemunkelt, jetzt ist sie bewiesen.

Standard: Zieht der Fußball windige Typen an? Gemeint ist die zweite Art der Wettbewerbsverzerrung.

Reichel: Der Fußball ist eine große Bühne, die zum Beispiel Saunabesitzer rasch bekannt macht. Sie tauchen auf und verschwinden wieder, es gibt zu viele Selbstdarsteller mit rein persönlichen Interessen.

Standard: Nützt das Engagement von Mateschitz den anderen Klubs?

Reichel: Nur dann, wenn sich bei Red Bull Salzburg internationale Erfolge einstellen. Das würde das Image heben. Stronach schüttete als Liga-Präsident einige Vereine mit Geld zu. Die dachten, es geht so weiter, zurück blieben Trümmer. Das war völlig sinnlos.

Standard: Kann sich Österreich einen Profibetrieb überhaupt leisten?

Reichel: Ja, aber nur eine Liga mit zwölf bis 16 Vereinen. Der Markt soll das regeln. In Pasching wurden bis zu zehn Millionen Euro in die Infrastruktur gebuttert, jetzt kommt man drauf, dass den Klub keiner braucht. Jetzt entsteht gerade in Schwadorf ein weiterer Retortenverein. Engagement in Ehren, aber das Interesse dürfte gering sein. Nur einige Fußballer bekommen mehr Geld. Die Liga muss darauf achten, dass man oben einfacher überleben kann.

Standard: Was halten Sie von der Übersiedlung Paschings nach Kärnten?

Reichel: Aus österreichischer Sicht ist es ein richtiger Schritt, in Klagenfurt steht ein tolles Stadion. Uns gehen halt vier Derbys ab. Den LASK könnte man niemals übersiedeln, der ist ein Stück von Oberösterreich und von Linz.

Standard: In Kärnten sitzt Claudia Haider, die Frau des Landeshauptmanns, im Vorstand des Klubs. Welche Rolle soll/darf die Politik spielen?

Reichel: Sie ist notwendig, die Rolle der Politik sollte aber defensiv angelegt sein. Wir haben ein gutes Verhältnis zu Land und Stadt, der LASK bekommt Erleichterungen, jetzt wird das Stadion renoviert.

Standard: Wie will sich der LASK in der T-Mobile Bundesliga positionieren?

Reichel: Als kostenbewusster und gesunder Klub, bei dem die Leute zusammenhalten, der auf Selbstdarsteller keinen Wert legt. Wir budgetieren mit sechs bis sieben Millionen Euro, hoffen auf einen Schnitt von 10.000 Zuschauern.

Standard: Haben Sie Angst vor dem Wiederabstieg?

Reichel: Nein. Wir wollen uns im Mittelfeld etablieren. Karl Daxbacher bleibt natürlich Trainer, wir brauchen vier Verstärkungen, für jeden Mannschaftsteil eine. Theoretisch hätte ich gerne heimische Talente, praktisch ist das wegen der Gehaltsforderungen unmöglich. Es ist sinnlos, als LASK-Präsident einen Christoph Leitgeb überhaupt anzusprechen. Da macht man sich nur lächerlich. (Chris­tian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2007)