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Statt des Sterns von Mercedes der Höllenhund - Wolfgang Bernhard, Exmanager von DaimlerChrysler, berät jetzt Cerberus.

Foto: AP/Franka Bruns
Wenn Wolfgang Bernhard demnächst in Auburn Hills einmarschiert, um Chrysler zu zeigen, wie man ein Unternehmen saniert, dann kann man davon ausgehen, dass er den Weg kennt. Diesmal kommt der 46-Jährige als Full-time-Berater des US-Finanzinvestors Cerberus. Vor wenigen Jahren hingegen versuchte er noch von der anderen Seite her die ausufernden Kosten bei der defizitären Daimler-Tochter Chrysler in den Griff zu kriegen: Bernhard gehörte von 2002 bis 2004 dem Vorstand von DaimlerChrysler an und mühte sich an der Seite des heutigen Konzernchefs Dieter Zetsche in Amerika ab.

Aus Sicht vieler Analysten ist Cerberus mit der Verpflichtung Bernhards ein Coup gelungen: Ein Investor, der vom Autogeschäft wenig versteht, holt sich einen hochgelob- ten deutschen Auto-Manager. Doch manche fragen sich, ob auch Bernhard aus diesem Geschäft einen Nutzen ziehen kann, der über das rein Finanzielle hinausgeht.

Der aus dem Allgäu stammende Bernhard gilt als Autonarr im positiven Sinn und als einer, der brennt, der immer alles im Eiltempo erreichen will - vielleicht, weil ihm von zu Hause aus nichts geschenkt wurde: "Ich bin nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren." Das Wirtschaftsingenieurstudium in Darmstadt finanzierte er sich mit Straßenmusik. Beatles, Bob Dylan, Bob Marley - Bernhard spielte mit seiner Gitarre in der Münchner Fußgängerzone.

Sein erster Job steht dazu im krassen Kontrast: Berater bei McKinsey. Von dort kam Bernhard 1990 als Unternehmensberater zum Daimler-Konzern, der damals noch Mercedes-Benz AG heißt. 1992 Projektmanager für Materialkosten und Produktivitätssteigerungen der Mercedes-Montage, 1994 Leiter der neuen S-Klasse, 1999 Mercedes-AMG GmbH - die Karriere verläuft im Eilschritt, wohlwollend geför-dert von Konzernchef Jürgen Schrempp.

2000 schickt Schrempp, mittlerweile Herr der "Welt-AG", seinen Schützling Bernhard in die USA. Dort soll er mit Zetsche Chrysler sanieren. 26.000 Jobs werden gestrichen, Fabriken verkauft. Bernhard erwirbt sich seinen Ruf als eiserner Sanierer und "Sparkommissar". Markenchef von Mercedes-Benz soll er werden, doch dazu kommt es nicht mehr. Der Manager, der deutliche Worte liebt, überwirft sich mit Schrempp und verlässt DaimlerChrysler.

Doch der Marathonläufer hat bald wieder einen Job und spart ab Februar 2005 als Vorstandsmitglied bei VW - getreu dem Credo: Ein Auto, das Volkswagen heißt, muss sich das Volk auch leisten können. Heute schreibt VW wieder schwarze Zahlen, doch die Früchte des Sanierens ernten andere. Als Ferdinand Piëch Vorstandschef Bernhard Pischetsrieder rauswirft, geht Ende 2007 auch Bernhard. Seit einem Jahr sitzt er im Aufsichtsrat der ÖIAG. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.05.2007)