"Das Mädchen, das die Seiten umblättert": Bedrohliche Kammermusik
Denis Dercourts Thriller "Das Mädchen, das die Seiten umblättert / La Tourneuse de pages" - und weitere Filmstarts
Redaktion
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Es ist ein von bürgerlicher Erstarrung gekennzeichnetes Milieu, in dem Mélanie (Déborah François) fortan als Kindermädchen arbeiten wird. Die Mutter Ariane (Catherine Frot) ist eine gefeierte Konzertpianistin, doch seit einem Unfall meidet sie jeden Auftritt, weil sie unter extremem Lampenfieber leidet. Ihr Sohn, ein stiller Bub, wird derweil auch zur Musik erzogen. Disziplin geht hier mit Stille einher, Gefühlsregungen sind rar.
Mélanie hat einen heimlichen Grund, warum sie genau hier arbeiten will: Als sie einst am Konservatorium vorspielte, patzte sie, weil Ariane ein Autogramm gab. Aus der Unklarheit, ob sie einem ausgetüftelten Racheplan folgt oder doch andere Motive hegt, bezieht Denis Dercourts Thriller "Das Mädchen, das die Seiten umblättert" / "La Tourneuse de pages" seinen Suspense. Eigentlich würde man der kühlen Mélanie, die Deborah François - bekannt aus "L'enfant" der Brüder Dardenne - sehr kontrolliert verkörpert, ja alles zutrauen.
Dercourt hat in seinem Film altes Material, etwas berechenbar, neu zusammengelötet: ein wenig Bourgeoisiekritik von Chabrol, Krimimotive wie jenes der Fremden im heimeligen Nest, ein musikalisches Wettringen. US-Remake folgt demnächst.
Auf Eis und unter Teens
Eine US-Komödie der brachial-anarchischen Sorte startet mit "Die Eisprinzen" / "Blades of Glory": Der großartige Will Ferrell konkurriert darin mit Nachwuchskomiker Jon Heder im, ja, Eiskunstlauf, bis beide nach brutalem Zwischenfall gezwungen werden, fortan gemeinsam zu agieren. Kurios auch die Handlung von Rainer Knepperges' Spielfilm "Die Quereinsteigerinnen": Zwei Frauen (eine spielt Nina Proll) entführen den Chef eines Telefonkonzerns, weil sie die alten Telefonzellen zurückhaben wollen. Der Steirer Jakob M. Erwa dringt in "Heile Welt", dem Sieger der Diagonale von 2007, mit vier ineinander verschachtelten Episoden in jugendliche Lebenswelten vor. Der iranisch-österreichische Regisseuer Houchang Allahyari widmet sich in "Rumi - Poesie des Islam" dem persischen Dichter Djallaledin Maulana Rumi. Außerdem läuft eine Zeichentrickversion von Erich Kästners "Das doppelte Lottchen" an.
(kam / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.5.2007)
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