Meinl hat vor mehr als fünf Jahren die Lebensmittelkette an die Konkurrenz verkauft und ist heute froh, "nicht mehr die Sorgen unserer Mieter zu haben". Meinl: "Rückblickend betrachtet, haben wir damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige getan". Nicht zuletzt, weil das Meinl-Konzept mit hoher Qualität und Bedienung Schwierigkeiten hatte, gegen Billa, Spar oder in Osteuropa gegen Tesco zu bestehen. "Solange für Marktanteile gut bezahlt wurde, war es attraktiv zu verkaufen", argumentierte Meinl bei der Bilanzpräsentation der Bank, die es übrigens seit 90 Jahren gibt. Vom "Meinl am Graben" wollte er sich jedoch nicht trennen. Im Vorjahr erzielte der Feinkostladen in der Wiener City einen Umsatz von 30 Mio. Euro und einen Cashflow von mehr als neun Prozent.
Die erst vor fünf Jahren gegründete börsenotierte Meinl European Land startet nun ein weiteres Mega-Projekt in Russland und bestätigt damit ihre Position als größter Einzelhandelsimmobilieninvestor in dem Land. Für rund 300 Mio. Euro wird im Norden Moskaus auf 60 Hektar eigenem Grund das größte Einkaufszentrum Russlands mit 250.000 m2 entstehen.
Von der Größe und der Struktur her sei die in mehreren Bauetappen geplante Moskauer Shoppingmall mit der Shopping City Süd vergleichbar, dem größten Einkaufszentrum Europas. Das Groß-Einkaufszentrum mit Entertainment-Center in Puschkino soll 2009 eröffnet werden. MEL erwartet sich daraus eine Rendite von rund 15 Prozent. In Sankt Petersburg errichtet MEL derzeit ein rund 100.000 m2 großes Einkaufscenter, die Eröffnung ist im Spätsommer geplant. Die Investitionskosten für das Shoppingcenter betragen rund 125 Mio. Euro. Auf den Kernmarkt Russland entfallen aktuell bereits 40 Prozent des Gesamtportfolios von MEL, das rund 2,1 Mrd. Euro ausmacht. Bis jetzt hat MEL sieben Einkaufszentren eröffnet und verfügt über weitere zwölf Projekte, die sich in Bau beziehungsweise in Planung befinden.
Politisches Risiko
Auf das politische Risiko in Russland angesprochen, meinte Meinl, dieses sei sicher vorhanden. Es sei allerdings eine Frage, in welchem Bereich man agiere. "Wir sind mit unseren Investments unter dem Radar der Oligarchen und des Kreml. In Russland haben viele ein Vermögen gemacht und wollen dieses auch behalten". Daher hätten diese Menschen ein Interesse an funktionierenden Gerichten. Die Projekt-Pipeline von MEL bezifferte Meinl mit aktuell zwei Mrd. Euro. Hauptinvestitionsmärkte für heuer seien neben Russland die Türkei, Polen, Rumänien und Bulgarien. Für die nächsten zehn bis 15 Jahre sieht Meinl noch genug Entwicklungspotenzial in Osteuropa.