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Wien - Wiener kaufen gerne im Umland oder gar im benachbarten Ausland ein - umgekehrt kommen aber auch viele Gäste nach Wien, um zu shoppen. Insgesamt profitiert Wien von dieser Entwicklung. Laut einer aktuellen Studie der Wiener Wirtschaftskammer ergibt sich für die Bundeshauptstadt ein positiver Kaufkraftsaldo. Die Umfrage hat aber auch einen weniger günstigen Trend gezeigt: Die Einzelhandelsausgaben der Wiener Haushalte sind zuletzt gesunken.

Die Analyse wurde beim Marktforschungs-Unternehmen Cima in Auftrag gegeben. Die bis dato letzte Untersuchung lag acht Jahre zurück. Untersucht wurden die Kaufkraftströme innerhalb Wiens (auf Basis der Bezirke und Einkaufstraßen) und die Kaufkraftverflechtungen mit den angrenzenden Bundesländern und Staaten (Ungarn, Slowakei, Tschechien, restliches Ausland). Dazu wurden im Zeitraum Mai bis September des Vorjahres 8.000 Wiener Haushalte telefonisch befragt. Zusätzlich flossen aus Niederösterreich, dem Burgenland, aus Tschechien, der Slowakei und aus Ungarn Haushaltsbefragungen ein.

18 Prozent fließen ab

Laut Kammerpräsidentin Brigitte Jank hat die Untersuchung gezeigt, dass 82 Prozent des Kaufkraftvolumens der Wiener Bevölkerung - insgesamt 8,248 Mrd. Euro - in der Bundeshauptstadt gebunden werden. Nur 18 Prozent bzw. 1,509 Mrd. Euro fließen ab. Bei einem Kaufkraftzufluss von 1,862 Mio. Euro führt dies insgesamt zu einem positiven Kaufkraftsaldo in Wien von 353 Mio. Euro.

Wie Jank betonte, profitieren vor allem die Einkaufsstraßen von diesem Trend, und zwar von den unmittelbaren Nachbarn: Am meisten Kaufkraft von außen kommt aus Niederösterreich (837,4 Mio. Euro). Allerdings kaufen auch nicht wenige Wiener dort ein. Insgesamt steigt Niederösterreich mit einem Plus von 280 Mio. Euro aus.

Die Kaufkraftzuflüsse aus Tschechien, Slowakei und Ungarn belaufen sich auf insgesamt 405,5 Mio. Euro. Der Kaufkraftsaldo ist insbesondere mit der Slowakei - trotz der Nähe der Einkaufszentren in Bratislava, wie die Wirtschaftskammer betont - mit 138,5 Mio. Euro positiv. Der positive Saldo mit Ungarn beträgt 124 Mio. Euro, mit Tschechien 49 Mio. Euro.

Abnahme der Einzelhandelsausgaben

Trotz steigender Verkaufsflächen ist allerdings eine leichte Abnahme der Einzelhandelsausgaben der Wiener festzustellen. Das Einzelhandels-Kaufkraftvolumen beträgt in Wien aktuell 8,248 Mrd. Euro. Im Vergleich zu 1998 ist dieser Wert um 2 Prozent gesunken, trotz eines Einwohnerzuwachses von ca. 4 Prozent. Hier wird laut Wirtschaftskammer deutlich, dass die einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben zurückgehen und immer mehr Ausgaben am Einzelhandel vorbeigehen und etwa in Freizeit, Handys oder Reisen investiert werden.

59 Prozent der Kaufkraft der Wohnbevölkerung bleibt in den jeweiligen Bezirken. Gegenüber 1998 hat sich dieser Wert um 5 Prozentpunkte erhöht. Die Verflechtungen zwischen den Bezirken haben sich also reduziert. Das ist auf die Entwicklung neuer Angebote in den Bezirken zurückzuführen, heißt es von Seiten der Wirtschaftskammer.

Wien verfügt aktuell über eine Einzelhandelsverkaufsfläche von rund 2 Mio. Quadratmeter. Im Vergleich zu 1998 ist das eine Verkaufsflächenzunahme von 42 Prozent. Dies ist laut Kammer vor allem durch den Zuwachs bei Einkaufszentren (plus 179 Prozent) und Fachmärkten (plus 189 Prozent) zurückzuführen. Der Anteil der Einkaufsstraßen an der Wiener Gesamtverkaufsfläche beträgt daher nur noch 40 Prozent (1998: 53 Prozent). (APA)