In ein neues Stadtzentrum soll sich das Flugfeld Aspern verwandeln - die Umsetzung steht in den Startlöchern

Foto: STANDARD? Fischer
Wien – Als eines der "schönsten Entwicklungsgebiete Wiens" lobte Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) am Dienstag das Flugfeld Aspern, dessen Verwertung und Bebauung quasi in den Startlöchern steht. Die Stadtentwicklungskommission habe den Masterplan einstimmig beschlossen, verkündete Schicker, weshalb er ihn am 25. Mai im Gemeinderat vorlegen könne. Unmittelbar danach kann mit der Flächenwidmung und Bebauungsplanung für den ersten Teil begonnen werden.

Besiedelung ab 2008

Gestartet wird mit dem südlichen Teil des 240 Hektar großen Areals, um sich in vier Phasen über die nächsten 20 Jahre Richtung Norden vorzuarbeiten. Mit zwei Firmen würde bereits über die Ansiedlung verhandelt, erklärte Bernd Rießland, Geschäftsführer des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, der sich das Gebiet mit den anderen Grundstückseigentümern Wohnfonds und Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) teilt. Mit dem fertigen Masterplan könne man nun von der Theorie zur Praxis übergehen. Konkret sollen bis zum Herbst die Straßenbauprojekte für die Zufahrt von der B3 freigegeben werden. Ab 2008 soll mit der Besiedelung im südöstlichen Teil des Gebiets begonnen werden – vorrangig Betriebe und Forschungs- und Technologieunternehmen.

Neues Stadtzentrum

In Arbeit ist auch die Aufgabenstellung für die Bauträgerwettbewerbe im Wohnbereich, wo auf eine Mischnutzung und ökologische Bauweise Bedacht genommen werden soll. Noch 2008 könnten dann die Bagger für den Bau der ersten 1500 von letztendlich 10.000 Wohnungen auffahren. Eine Baumschule mit 800 Pflänzchen zur Umsetzung des Grünraumkonzepts ist bereits angelegt. Schicker schwebt am Flugfeld Aspern ein neues Stadtzentrum vor, das von einer Ringstraße umfasst wird und als Herzstück einen vier Hektar großen See als Erholungsraum vorsieht. Sehr vage gestalten sich jedoch die Pläne der BIG, Bundeseinrichtungen nach Aspern zu bringen. Fix ist nur eine Schule, Universitäten haben sich bisher noch nicht dazu entschlossen, in die Donaustadt zu übersiedeln. Vorstellbar sei die Bündelung von ausgegliederten Gesellschaften des Bundes oder verstreuten "Anhängseln von Ministerien", erläuterte BIG-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber.

Finanzierungszusage

Für die Erschließung des Areals per U-Bahn fehlt aber nach wie vor die Finanzierungszusage des Bundes. Schicker ist zuversichtlich, bis zum Sommer die Verhandlungen abschließen zu können und dass das Areal danach "boomt". 2012 könnte die U2 zum Flugfeld fahren, die Verlängerung der Südost-Tangente sei bis 2015 möglich.

"Links von Wien"

Der Stadtplanung in den großen Wohnsiedlungen und Industriegebieten "links von Wien", also jenseits der Donau und im Norden Wiens, widmet sich die Österreichische Gesellschaft für Architektur in einer gleichnamigen Vortrags- und Veranstaltungsreihe, um einen "gemeinsamen Lernprozess aller interessierten Kräfte" in Gang zu bringen. Gefordert wurde am Dienstag eine öffentliche Debatte über den "Speckgürtel" und die "Zwischenstadt", jene peripheren Gebiete, die weder als Stadt noch als Land gelten und von den Stadtplanern "links liegen gelassen" würden. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 9.5.2007)