Kritik am Geschäftsbericht konnte den A-Tec-Vorständen Christian Schmidt und Mirko Kovats und ihrem Aufsichtsratspräsident Freimut Dobretsberger die Laune in der Hauptversammlung nicht verderben – der Notar führte Buch (v. re.).

Foto: Standard/Matthias Cremer
Wien – "Man kann mit seiner Bank ja ins Wirtshaus gehen, aber man muss sich mit ihr nicht gleich ins Bett legen." So kommentierte ein Aktionär am Montag die ungewöhnliche Location für die erste Hauptversammlung (HV) des Maschinen- und Anlagenbau konglomerats A-Tec Industries seit dem Börsengang.

Die HV fand im Dachgeschoss der Erste Bank am Wiener Petersplatz und mit rund 70 Aktionärsvertretern sozusagen in familiärem Kreis statt. Sie sparten nicht mit Lob für die "sensationelle Kursentwicklung" der A-Tec, und nicht mit Tadel. "Es gibt in Österreich einen Corporate-Governance-Kodex", mahnte etwa Michael Knap, "der würde A-Tec gut anstehen, kommt aber im Geschäftsbericht mit keinem Wort vor." Auch die Tagesordnung "stimmt so nicht", denn entweder sei der Jahresabschluss geprüft, wie in der Tagesordnung angeführt, oder noch nicht festgestellt. Dann könne man darüber aber nicht abstimmen, meinte Knap. Der solcherart gerügte A-Tec-Aufsichtsratspräsident Freimut Dobretsberger stellte prompt klar, dass die Bilanz testiert und alles in bester Ordnung sei. So umfassend wurden freilich nicht alle in der zweistündigen HV zahlreich gestellten Fragen beantwortet.

Die A-Tec-Vorstände Mirko Kovats und Christian Schmidt gaben nur zum Teil erschöpfend Auskunft. Jene nach den Vorstandsbezügen etwa, die sich laut Geschäftsbericht auf insgesamt auf 3,211 Mio. Euro beliefen. Da Schmidt laut "Eigenangaben von der A-Tec-Tochter Austria Antriebstechnik bezahlt wird, bleiben als Begünstigte der börsennotierten A-Tec Industries AG nur Kovats selbst – und Kurzzeitvorstandsmitglied Johannes Ditz. Kovats ließ sich auf Details erst gar nicht ein, er sagte in der HV lediglich: "Die Abschichtung des Dreijahresvertrags des Kurzzeitvorstands hat einiges gekostet." Kurzzeitvorstand Ditz wurden für seine zweimonatige Tätigkeit im Zuge der Vertragsauflösung dem Vernehmen nach allerdings brutto vor Steuern weniger als 120.000 Euro ausgezahlt.

Emco-Transfer teuer

Ein gutes Geschäft muss auch der Verkauf von 75 Prozent des Salzburger Maschinenhersteller Emco durch Kovats’ M.U.S.T.-Privatstiftung an A-Tec gewesen sein. A-Tec zahlte dafür laut Jahresabschluss insgesamt 70,275 Mio. Euro – davon 26,96 Mio. Euro in bar, den Rest in Form einer Abtretung von Forderungen und Partizipationsscheinen an die Victory Industriebeteiligung. „"Mir kommt das ein bissl viel vor", meinte ein Aktionär misstrauisch, was Kovats umgehend in Abrede stellte: Emco sei zu einem Ebit-Multiple von fünf verkauft worden, obwohl eines von elf angemessen sei. "A-Tec müsste eigentlich Schenkungssteuer zahlen", konterte Kovats keck.

Dass der Corporate-Governance-Kodex für die im ATX der Wiener Börse gelistete A-Tec nicht gilt, begründete Dobretsberger damit, dass ohnehin das Aktiengesetz gelte. Laut den Wohlverhaltensregeln für Unternehmensführung müsste der Präsident freilich bald zurücktreten, denn mit 70 ist normalerweise Schluss. So aber darf der Ex-PSK-Chef (bis 1999 Anm.) bleiben. Er wurde, wie der aus Ex-VA-Tech-Chef Klaus Sernetz, Wirtschaftsprüfer Johannes Edelsbacher und den im Verkehrsministerium für die Sicherheitsforschungsförderung zuständigen Gernot Grimm bestehende Aufsichtsrat, ebenso entlastet wie der Vorstand. Als Dividende zahlt "der wahrscheinlich beste Sanierer Österreichs" (ein Aktionär lobend über Kovats) drei Euro je Aktie. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08.05.2007)