Die Arena in Petrzalka gilt als eines der traditionsreichsten Theater der Slowakei.

Foto: Arena
Am Grenzübergang Berg kann es in beiden Fahrtrichtungen zu längeren Wartezeiten kommen. Dabei hatte es doch unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bereits Überlegungen gegeben, die stillgelegte Bahnverbindung zwischen Hainburg und Bratislava schnell wieder aufzunehmen - das war vor 18 Jahren.

Wenigstens die Wartezeit auf dem nur mehr als Baracke existierenden Lokalbahnhof in Berg wird den treuen Bahnfahrern ab dem 16. Juni wieder etwas verkürzt. Denn das Niederösterreichische Viertelfestival, das ab dem nächsten Wochenende mit rund 150 Veranstaltungen überall im Industrieviertel gastiert, rückt die Grenze ins Zentrum der Programmierung.

Reni Hofmüller etwa simuliert für das "Institut für Medienarchäologie", wie ein belebter Bahnhof aussieht. Mit einer Kombination aus bunten Planen in den Fenstern, die hier Passagiere und Personal vorgaukeln, und allerhand Material aus dem Stadtarchiv soll der Station vorerst wieder Leben eingehaucht werden - auch wenn die Regionalzüge nach wie vor auf einem Abstellgleis warten.

Bummelstrecke

Vorerst darf man sich über die "verordnete" Langsamkeit entlang der 15 Kilometer langen Strecke ruhig einmal freuen. Zur Eröffnung des Projekts "Keine Verbindung" am 16. Juni, das aus acht Einzelinitiativen in den ehemaligen Stationen entlang der Strecke besteht, nimmt man sich ganze acht Stunden Zeit, um den teilweise noch vorhandenen Schienen zu folgen. Ab Wolfsthal wechseln sich Spuren eines in die Jahre gekommenen Industriezeitalters mit völliger Wildnis ab. Unerwartet reizvoll ist vor allem der letzte Abschnitt nach der Grenze, der rechts der Donau immer noch durch Auwälder und dann hinauf bis zum Krönungshügel in Bratislava führt.

Der Stadtteil Petrzalka ist dabei ein wenig bekannter Schnittpunkt, wo die dichten Wälder heute direkt an Plattenbauten heranwachsen. Und wo sich mit dem Janko- Král-Park, der seit 1774 als ältester öffentlicher Park Europas besteht, ein Naherholungsgebiet mit exotischen Pflanzen erhalten hat. Treffpunkt war dieses Viertel lange Zeit, bis die Verbindungen nach 1945 abrissen. Etwa in Institutionen wie dem 1828 errichteten Sommer- und Freilufttheater "Arena", wo sich Schauspieler aus Bratislava, Wien und Budapest austauschten. Das zwei Jahre zuvor errichtete Au Café beherbergt nach der Renovierung nun wieder Gäste - in diesem Fall auch zwei Künstlerinnen von "Keine Verbindung", da dieses traditionsreiche Haus eben auch Station dieser alten Bahnstrecke gewesen ist.

Im Rahmen dieses Projekts, deren Teilinstallationen bis zum 15. September erhalten bleiben, ist man durchaus auch um praktische Lösungen bemüht, die stillgelegte Strecke erfahrbar zu machen: zur Eröffnung mit einem Feuerwehrwagen, einer Pferdekutsche, Traktoren und einer Fähre. Für die Zeit danach wird eine Wanderkarte helfen, die in jeder der acht Stationen aufliegt und Auskunft über öffentliche Verkehrsmittel oder Fußwege gibt.

Wer zufälligerweise schon am 2. Juni am Bahnhof von Berg auf den Zug warten sollte, dem wird trotzdem nicht fad. Denn die Mitwirkenden des Projekts "Niemandsland" wollen dort einen Fußballplatz errichten. Und zwar genau auf der Grenze. Zwei Teams aus österreichischen und slowakischen Künstler-Kickern zeigen wie\s geht, Mitmachen ist möglich, nur sollte man seinen Pass mithaben, denn der wird bei jedem Grenzübertritt kontrolliert. Die Mittellinie des Spielfelds ist nämlich Staatsgrenze. (Sascha Aumüller/Der Standard/Printausgabe/5./6.5.2007)