Hamburg/Mainz/Wien - In Mainz berät sich ZDF-Intendant Dieter Stolte Montagnachmittag mit den von Sigrid Löffler verlassenen "Literarischen Quartett"-Spielern Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek. Zur gleichen Zeit zeigt sich Iris Radisch, aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge Löfflers in der ZDF-Literatursendung, höchst verschlossen: "Ich bin nicht angefragt worden", sagt sie auf STANDARD-Anfrage. "Ich weiß davon überhaupt nichts", so die Literaturchefin der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Würde sie denn die Teilnahme interessieren? "Ich sag' dazu gar nichts." Das klingt nicht rundweg abgeneigt. Bedeckt hält sich zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe auch das ZDF, ob Radisch offiziell Wunschkandidatin für das "Quartett" ist. Was die neuerdings im "Quartett" zum Hauptkriterium gewordene Einstellung zur Erotik betrifft, ist die 41-jährige gebürtige Berlinerin Iris Radisch wohl nicht ganz, was sich Reich-Ranicki (80) im Innersten wünscht. In der Zeit schnell die Karriereleiter emporgeklettert, männliche Konkurrenz - man nennt Volker Hage - energisch zur Seite geboxt, weisen Mutterschaft, Kurzkarenz und Rückkehr ans literarische Ruder der Feuilletonredaktion des Hamburger Renommee-Blattes die studierte Germanistin als zielstrebige, ehrgeizige Hardlinerin aus. Was die so genannte Berliner Schnauze ihr darüber hinaus an frecher Direktheit mitgab, weiß, wer Radisch als Jurorin des Klagenfurter Bachmann-Preises Gericht halten sah. Sie tut es seit vielen Jahren, zuletzt geradezu schon in der Rolle der Dienstältesten. Und ganz Neuland wäre das "Literarische Quartett" für sie auch nicht: Saß sie doch, nachdem oder während sie sich gerade als Mitarbeiterin des Zeit-Fernsehens den Ruf hervorragender Medienwirksamkeit erwarb, den Herren Reich-Ranicki und Karasek auch schon als Gast-Kritikerin im "Quartett" gegenüber. (elce/fid)