Wer früher mit einem weißen Auto daher kam, war entweder Tapezierer oder Tennislehrer. Zumindest hieß es das. Weiße Autos galten als fad, bieder, unverkäuflich. Bei einer Autoimportfirma bestellte vor einigen Jahren jemand tausende weiße Modelle.

Für den Importeur war es eine Katastrophe, als diese nicht abgeholt wurden. Aus heutiger Sicht könnte der Falott von damals aber den Anspruch stellen, man habe seine hellseherischen Fähigkeiten nicht erkannt. Denn heute ist Weiß voll in, echt chillig, würde der ewig junge Kollege Völker vermutlich jetzt sagen (auch wenn's gar nicht passt).

Ein Muss

Weiß ist auf Autosalons das, was Silber in den 90er-Jahren war: ein Muss. Vor allem die schnittigen Sportwagen der Wahnsinnsklasse werden von den Herstellern neuerdings nur mehr in Iceland-Polar-Pearl-White gezeigt. Gelb? Rot? Silber? Out, out, out.

Der Massengeschmack hat da noch nicht so mitgezogen: Die Marktbeobachter von Eurotax verschickten unlängst eine Statistik zu den Farben der neuen Personenwagen im Vorjahr. Ergebnis: Weiß führt ein Schattendasein. Lediglich 5,2 Prozent der Käufer entschieden sich dafür, modisch zu sein. 2003 waren es noch 6,3 Prozent, allerdings könnte hier der oben erwähnte schräge Zwischenfall eine Rolle gespielt haben.

Welt bleibt fad

Silber ist weiter erste Wahl, wenn auch in der Gunst fallend (25 Prozent, nach 34 Prozent im Jahr 2003). Leicht steigende Zulassungszahlen sieht man bei Rot, Grün und Gelb.

Wird die Welt bunter? Nicht. Eindeutiger Gewinner ist - von acht auf 14 Prozent - Grau. Die Unfarbe. Allerdings so wenig modisch (so unchillig?), dass der Besitzer in fünf Jahren sicher nicht als Modeopfer verlacht wird. (szem, AUTOMOBIL, 27.4.2007)