Wer sich schon einmal anhand von Aufzeichnungen einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben verschaffte, weiß, dass Schwächen und Stärken damit nachvollziehbar werden.

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Buchhaltung alleine spart kein Geld, ganz im Gegenteil, bedeutet sie doch einen gewissen Zeitaufwand. Doch wer sich schon einmal anhand von Aufzeichnungen – vielleicht ob des schonungslosen Schwundes am Konto oder in der Geldbörse – einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben verschaffte, der weiß, dass Schwächen und Stärken im Konsumverhalten damit nachvollziehbar werden. Im besten Fall sind die Aufzeichnungen in der Folge Anlass und Basis für Überlegungen, wie ökonomisch sinnvoll oder notwendig die eine oder andere Anschaffung wirklich ist.

Ähnlich verhält es sich in Sachen Wärme, Strom und Wasser. Wer weiß schon genau, wie viel Energie warum wohin fließt. "Ein Gewerbebetrieb weiß oft nicht einmal, wie viel Strom er braucht," sagt Robert Frauwallner von der Lokalen Energieagentur Steiermark (Lea). Meist ist es erst die Rechnung bzw. die Jahresabrechnung, die einen über Mehrausgaben oder Erspartes Auskunft gibt. Die nämliche Aufgabe fällt der Energiebuchhaltung zu. Wie das betriebliche Rechnungswesen im Unternehmen und die Ein- und Ausgabenerfassung daheim die Aufgabe hat, alle im Betrieb auftretenden Geld- und Leistungsströme systematisch zu erfassen, wird bei der Energiebuchhaltung der Energie- und Kostenfluss aufgezeichnet.

Erheben und Aufzeichnen

"Je größer und technisch umfassender ausgestattet ein Projekt ist, umso unübersichtlicher ist es und umso größer das Einsparungspotenzial", glaubt Frauwallner. Das liegt nach seiner Erfahrung – egal ob bei privaten Haushalten, Firmen oder Gemeinden – bei zehn bis 15 Prozent. Bei der Energiebuchhaltung der Gemeinden nimmt das Bundesland Oberösterreich für sich in Anspruch, bundesweit führend zu sein. Rund ein Viertel aller Gemeinden führt hier Energiebuchhaltung mit einer durchschnittlichen Energieersparnis von fünf bis zehn Prozent durch, lautet die Auskunft von Andreas Drack von der Oberösterreichischen Landesregierung. Nicht allerorts hat man so guten Überblick.

Genau wisse man nicht Bescheid über die Gemeinden, die Energiebuchhaltung betreiben, so Helmut Strasser vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen "zumal auch die Qualität dessen was unter ‚Energiebuchhaltung’ verstanden wird sehr unterschiedlich ist". Helmut Strasser betreut in der Landesregierung im Rahmen des "e5- Landesprogramms für energieeffiziente Gemeinden". Zwölf Kommunen im Bundesland Salzburg von denen eine Handvoll Energiebuchhaltung mit einer entsprechenden EDV-Software, für einen Großteil der Gemeindegebäude durchführt. Unterschiedlich ist die Vorgangsweise. Teilweise wird monatlich, teilweise auch jährlich abgelesen und teilweise münden die Aufzeichnungen auch in einem Bericht. Österreichweite Zahlen gibt es laut heimischer Energieagentur nicht.

Wie es gehen kann

Notwendig für die Energiebuchhaltung ist die regelmäßige Erhebung und Aufzeichnung des Energieeinsatzes und der Energiekosten, aufgeschlüsselt nach Energieträgern und Nutzungsart. Im besten Fall erfolgt die Auswertung und Darstellung der eingesetzten Energie aufgeschlüsselt auf die Anwendungsbereiche (Raumwärme, Warmwasser, Elektrizität, etc.), die jeweilige Fläche (oder andere Bezugsgrößen) und die Zeit. Bei Lea funktioniert die Sache online und kostet 2,50 Euro pro Zähler und Monat. Der Kunde erteilt den Auftrag, bekommt die Zugangsdaten und kann schon starten. "Man kann das aber im Prinzip auch ohne Software, ganz einfach mit einer Excel-Tabelle machen", sagt Robert Frauwallner. In unterschiedlichem Ausmaß bieten das Service auch manche Versorger an. Für Unternehmen gibt es die Buchhaltung unter anderem bei Wiener Energie, die Linz AG bietet Gemeinden ebenfalls online Einblick und der EVN Energiebericht liefert Kommunen per E-Mail Informationen über den Strom- und/oder Gasverbrauch.

Der Unterschied zwischen privatem und öffentlichen Haushalt ist bezüglich des Aufwandes vermutlich nicht vernachlässigbar. "Zwei bis drei Tage im Jänner für die Energiebilanz und monatlich zwei bis drei Stunden zum Ablesen", beziffert Hermann Hinterndorfer den Aufwand. Am Anfang hätte er allerdings länger gebraucht. Seit 1993, nachdem er sich die Energiebuchhaltung bei einem Seminar angeeignet hatte, hat Hinterndorfer als Schulwart in der oberösterreichischen Gemeinde Ottensheim die dortigen Schulen der Gemeinde unter Beobachtung: "Insgesamt ist der Aufwand mit rund 14 Tagen im Jahr auf jeden Fall die Sache wert", ergänzt er, liege man doch mit 70 KW pro Quadratmeter und Jahr deutlich unter dem Durchschnitt von 100 KW (KW = Heizwärmebedarf, zum Vergleich: ein Niedrigenergiehaus kommt mit maximal 50 KW pro Quadratmeter Jahr und aus)

Wissen, wohin die Energie fließt

Buchhaltung alleine bringt selbstverständlich noch keine Energie- und Kostenersparnis. Aber es hat sich gezeigt, dass durch Energiebuchhaltung das Bewusstsein geschärft wird, wirbt Frauwallner "oft schon durch Nutzungsänderungen oder durch geringe Investitionen." Bei einem Kunden sei man etwa draufgekommen, dass die Kesselanlage fehlerhaft war, weil sie als großer Stromfresser identifiziert wurde. Die schadhafte Anlage hatte innerhalb von vier Monaten einen Mehrverbrauch an Strom von ca. 2000 kWh, in Geld ausgedrückt rund 290 Euro, zur Folge.

"Man bekommt einen besseren Überblick über einzelne Maßnahmen" bestätigt Schulwart Hinterndorfer den Vorteil seiner Aufzeichnungstätigkeit. Zum Beispiel sei der Energieverbrauch seit der Sanierung der Fenster in einem der Schulgebäude vor ein paar Jahren tatsächlich auf die Hälfte gesunken. Hermann Hinterndorfer hat noch viele Beispiele parat. Etwa wie hoch die Einsparung durch den Einbau einer Deckenheizung im Turnsaal ausgefallen ist und was es gebracht hat, dass man den Einfall der Sonne ins Heizungskonzept einbezogen hat. Er ist hörbar mit Engagement und mittlerweile viel Wissen in Sachen Energie in den Ottensheimer Schulen unterwegs. Eine Eigenschaft, die dem Energiebuchhalter laut Robert Frauwallner nie abträglich ist: "Wenn man Energiebuchhaltung durchführt, dann muss man das mit Herz machen." (Regina Bruckner)