Dinosaur Jr., rund um den zart soziopathischen, maulfaulen Sänger und Gitarristen J Mascis, sprengten die dogmatischen, aus dem Punk kommenden Formen des Hardcore. Mascis spielte als Erster wieder bis dahin verpönte Soli. Dazu erinnerte sein weinerliches Idiom und sein an der Welt nur sehr bescheiden interessiertes Auftreten an den alten Hippie Neil Young - damals eher Feind als Freund. Derlei Zutaten bretterten die drei mit der Intensität eines Wüstensturm und mit allen Reglern auf Anschlag in eine kalte Welt. Das 1987 erschienene You're Living All Over Me offenbart bis heute eindrucksvoll den Genius dieser Band und beeinflusste - bei Nirvana beginnend - bis heute Legionen von Bands. Siehe dazu nebenstehendes Interview mit Killed By 9 Volt Batteries.
Nach den Aufnahmen des dritten Albums zerbröselte die Band: menschliche Unzulänglichkeiten. Lou Barlow gelang mit Sebadoh eine veritable Karriere, Murph trommelte auf Anfrage bei verschiedensten Bands zwischen Seattle und New York, und der angeblich heute noch im Elternhaus in Amherst, Massachusetts, lebende Mascis führte Dinosaur Jr. als Einmannbetrieb weiter, veröffentlichte im Grunge-Boom das herausragende Where You Been (1993), komponierte Filmmusik und entsorgte Dinosaur Jr. 1998 - um als J Mascis & The Fog unverändert weiterzumachen. Vor zwei Jahren fanden die einstigen Streithanseln neu zusammen - zuerst nur für einige umjubelte Auftritte in den USA. Aufgrund weltweiter Nachfrage wuchsen sich diese exklusiven Auftritte jedoch rasch zu einer über ein Jahr dauernden Welttournee aus, die Dinosaur Jr. mit ihrer eindrucksvollen Show auch nach Wien führte - es klingelt heute noch in den Lauschern!
Diese Tour bestritt man ausschließlich mit Songs aus den drei gemeinsam eingespielten Alben, die 2005 allesamt wiederveröffentlicht wurden. Das war auf Dauer offenbar doch zu langweilig, also nahm man die nächste Hürde zur neuerlichen Bandwerdung und ging ins Studio. Ebenso wenig wie sich die Band je um ihr Äußeres Gedanken gemacht hat, verschwendete sie welche an musikalische Trends und Moden. Bereits der von Null-auf-hundert-mit-einem-Riff-Opener Almost Ready zeigt, wo hier der Hammer hängt: Immer noch am selben Platz.