Wien - Gesundheitsstadtrat Sepp Rieder präsentierte am Montag das geplante "Babynest" Glanzing im Wilhelminenspital. Nach dem Vorbild der Hamburger "Babyklappe" sollen Mütter, die ihr Kind nicht behalten können oder wollen, ab Herbst die Möglichkeit haben, es in medizinische Betreuung zu übergeben. Direkt neben der Haltestelle "Flötzersteig/Wilhelminenspital" der Autobuslinie 48A in Ottakring wird das erste Wiener "Babynest" gebaut. "In letzter Zeit hat es in Wien traurige Fälle gegeben, wo sich Mütter nicht mehr anders zu helfen wussten, als ihr Kind wegzulegen", sagte Rieder bei einer Pressekonferenz. Das sei der "traurige Beweis", dass auch in einer Stadt, in der die Betreuung von werdenden und gewordenen Müttern eigentlich sehr gut sei, nicht immer alles so verlaufe, wie man es sich wünschen würde. Laut Rieder wäre es aber falsch, diesen Müttern die Hilfe zu verweigern. "Wir wollen eine Einrichtung schaffen, die die Möglichkeit bietet, dass man ein Baby anonym abgeben kann", so Rieder. Das "Babynest", wo das Kind in ein Wärmebett gelegt werden kann, solle helfen, "das Leben von Kindern zu retten und verhindern, dass sich Mütter strafbar machen". Das Wilhelminenspital als Standort habe man deshalb gewählt, weil es bereits eine funktionierende Einrichtung für die Betreuung von Säuglingen habe. Personell verursache die Neuerung keine Kosten, weil die Abteilung ohnehin 24 Stunden am Tag besetzt sei, so Rieder. Anonymes Weglegen oder "Babynest" Für die Übergabe eines Kinds wird es zwei Möglichkeit geben. So können Mütter, die anonym bleiben wollen, zuerst über ein Nottelefon mit dem psychosomatischen Dienst der Kinderklinik Kontakt aufnehmen und sich beraten bzw. zu einer Betreuungsstelle vermitteln lassen. Gibt es keine Lösung, kann das Baby persönlich - aber trotzdem anonym - übergeben werden. Die zweite Möglichkeit ist das "Babynest". In der Klappe findet die Mutter ein Merkblatt mit der Nummer des Notrufs, wo sie in den nächsten acht Wochen Auskunft über ihr Kind bekommen kann. Zusätzlich gibt es ein Stempelkissen, mit dessen Hilfe die Mutter Fuß- und Handabdrücke ihres Babys machen kann, um - sollte sie sich später anders entscheiden - die Identität des Kinds festzuhalten. Gleichberechtigung Strafrechtlich erwartet sich Rieder keine weitere Verfolgung der Mütter - auch wenn diese ausgeforscht werden. "Das Kind wird ja nicht gesundheitlich geschädigt." Im Gegenteil, durch die Abgabe beim Spital werde die fachgerechte Betreuung sichergestellt. "Es sollen nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen die Möglichkeit haben, sich nicht zu einem Kind bekennen zu müssen", so Rieder. Den zweiten Einwand, die "Babyklappe" fördere die Kindsweglegung, lässt der Politiker auch nicht gelten: "Ich glaube, dass es absurd ist zu glauben, dass sich Mütter ohne Grund von ihren Kindern trennen wollen." Die Kosten für die Errichtung des "Babynests" bezifferte Rieder mit unter einer Million Schilling. Aus den Erfahrungen aus Hamburg rechnen die Ärzte mit weniger als zehn Weglegungen pro Jahr in Wien. (APA)