Diskussion um die Verleihung des Preises "Fit im Job": Die Bezeichnung "sexistisch" will mann nicht in den Mund nehmen.
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Während sich Landesrat Buchmann vom Event distanziert, sieht Organisator Kasic den Vorwurf des Sexismus konstruiert.

Graz – Das Bild – oder viel mehr sein Sinn – erschließt sich beim Betrachten alles andere als schnell: Einige Männer in ihren besten Jahren und ihren zumindest zweitbesten schwarzen Anzügen lachen mit Pokalen und einer Quietschente ausgestattet in die Kamera. Zu ihren Füßen knien – bis auf einen Stringtanga und Goldfarbe – nackte und sehr junge Mädchen. Was war geschehen? Die Wirtschaftskammer Steiermark, die Merkur Versicherung und das Land Steiermark hatte gerade den steirischen Gesundheitspreis 2007 "Fit im Job" verliehen.

Dabei waren die Firmenlogos der für ihre Gesundheitsprogramme für Arbeitnehmerinnen prämierten Unternehmen auf dem Rücken von golden bemalten Frauen aufgeklebt. Die feierliche Enthüllung jedes Namens durfte jeweils ein Mann, der die Frau auszog, vornehmen.

Dem Frauendokumentations- und Projektzentrum (Doku Graz) und dem Verein zur Förderung und Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen (Mafalda) wollte die "frauenfeindliche Inszenierung" so nicht hinnehmen und richtete ein Protestschreiben an Medien (dieStandard.at reagierte bereits mit einer Zitrone) und offizielle Teilnehmer der Veranstaltung: Allen voran schrieb man dem Obmann der Fachgruppe der Freizeitbetriebe der Wirtschaftskammer, Wolfgang Kasic, der den Event organisierte, und Wirtschaftslandesrat, Christian Buchmann (ÖVP).

Reizschwellenfrage

Buchmann distanzierte sich auf Nachfrage des Standard von der im öffentlichen Hallenbad "Bad zur Sonne" inszenierten Verleihung: "Ich bin nicht ohne Grund nicht auf den offiziellen Fotos und habe gegenüber der Wirtschaftskammer deutlich gesagt, dass ich mir solche Inszenierungen in Zukunft nicht mehr wünsche". Der Event sei geschmacklos gewesen, so Buchmann, das Wort sexistisch will er aber nicht verwenden: "Ob das sexistisch ist, ist eine Frage der persönlichen Reizschwelle, da will ich nichts hochspielen", erklärt der Landesrat und frisch gewählte Stellvertreter von Bundes-ÖVP-Chef Wilhelm Molterer.

"Sexismus ist keine Frage des individuellen Geschmacks, sondern eine Form von Diskriminierung", hält dem Maggie Jansenberger, die Geschäftsführerin des Doku Graz, entgegen. Doch gerade den Sexismus im Auftreten von Frauenkörpern als Projektionsflächen will auch Organisator Wolfgang Kasic nicht sehen. Er denke auch nicht daran, sich zu distanzieren, betont der Betreiber einer Event-Argentur und ÖVP-Landtagsabgeordnete im Gespräch mit dem Standard: "Ich stehe dafür gerade, eh klar! Obwohl ich mich natürlich auf alles mögliche ausreden könnte".

Die Kritik, die Veranstaltung sei sexistisch, sieht Kasic wo anders begründet: "Da will man etwas konstruieren, weil ich politisch tätig bin". Dabei habe man sich viele Gedanken gemacht, bevor man die finale Idee hatte: Etwa der Hinweis auf die Geschichte vom "Bad zur Sonne", wo es "vor 30 Jahren einen FKK-Bereich gab. Das hat dort Tradition".

Wobei freilich in FKK-Arealen Männer in Anzügen gemeinhin als Spanner ausgeschlossen werden. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.4. 2007)