Im Wettbewerb Europäisches Kino um den Hauptpreis (10.000,- Euro, gestiftet von Linz'09) und den Publikumspreis (4.000,- Euro, gestiftet von ray) laufen zwölf Langfilme, bis auf den Zweitfilm von Marina Spada durchgängig Regiedebüts. Die Jury besteht aus Mira Staleva (Bulgarien/Sofia Filmfestival), Marie Vermillard (Frankreich, ihr 'Petites Révélations' läuft in der Panorama-Sektion), Bernd Buder (Deutschland/Festivals Berlinale, Cottbus, Wiesbaden), Neil Young (Großbritannien/Bradford Filmfestival) und Ognjen Svilicic (Kroatien; sein Film 'Armin' ist ebenfalls im Panorama). Die Starter in Kurzbeschreibung:

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7 Ans / 7 Years (Frankreich 2006) von Jean-Pascal Hattu ist die Geschichte einer Dreiecksbeziehung, die sich rund um ein Gefängnis entfaltet, in dem Vincent eine siebenjährige Haftstrafe absitzt. Die Besucherzelle ist der einzige Ort, an dem seine Frau Maïté und er eine Art Intimität bewahren können. Mit dem Gefängnisaufseher Jean, der mit Vincent ein Abkommen trifft und gleichzeitig Maïtés Liebhaber wird, schaltet sich ein Dritter in das Beziehungsgeschehen ein ... (Uraufführung: Venedig 2006; regulärer österreichischer Kinostart: Sommer 2007)

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Ähnlich einem Gefängnis wächst die Protagonistin in Avril / April in Love (Frankreich 2006) von Gerald Hustache-Mathieu auf: Nach einer Waisenkindheit in einem eisern geführten Konvent steht die Novizin kurz vor dem Ablegen ihres Gelübdes. Als ihr eine wohlmeinende Mitschwester die Existenz eines Zwillingsbruders enthüllt, macht sich Avril auf die Suche und entdeckt eine Welt ungekannter Freiheiten.

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Hugo Vieira da Silva porträtiert in Body Rice (Portugal 2006) den weitgehend ereignislosen Alltag apathischer deutscher "Problem"-Jugendlicher, die unter der hochsommerlichen Sonne Portugals in einem sozialpädagogischen "Projekt" Zeit verbringen. (Uraufführung: Locarno 2006)

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Sommerliche Schwüle liegt auch über Mailand, in Come l'ombra / As the Shadow (Italien 2006) von Marina Spada. Die Wege der italienischen Angestellten Claudia, des Russischlehrers Boris und dessen ukrainischer Cousine Olga kreuzen sich. Auf Vermittlung von Boris beansprucht Olga Claudias Gastfreundschaft, verschwindet dann aber spurlos. Als Claudia Nachforschungen anstellt, ist auch Boris plötzlich nicht mehr auffindbar. (Uraufführung: Venedig 2006)

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Von der Sehnsucht nach Freiheit und Veränderung erzählt Ágnes Kocsis in ihrer Mutter-Tochter-Geschichte Friss Levegö / Fresh Air (Ungarn 2006). In beengten Verhältnissen leben die Putzfrau Viola und ihre fast erwachsene Tochter Angéla zusammen, außer der gemeinsamen Lieblingsfernsehserie teilen sie nichts mehr. Viola sehnt sich nach einem Mann fürs Leben, Angéla nach einer Karriere als Designerin. (Uraufführung: Cannes 2006)

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Um 3:07 Uhr morgens in einer heruntergekommenen Toilette in einem Londoner Pub beginnt das ebenso rasante wie harte Regiedebüt London to Brighton (Großbritannien 2006) von Paul Andrew Wiliams. Es treffen sich die Prostituierte Kelly und die 11jährige Ausreißerin Joanne nach einem traumatischen Ereignis. Und sie fliehen weiter nach Brighton – vor Kellys Zuhälter Derek, dem wiederum der charismatische Gangster Stuart nur 24 Stunden Zeit gegeben hat, die beiden zu fangen. (Uraufführung: Edinburgh 2006)

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In Reality Shows wird das Intime gern mal öffentlich. Faruk Loncarevic baut in Mama i Tata / Mum 'n' Dad (Bosnien und Herzegowina 2006) darauf auf und enthüllt die verdeckt ausgetragenen Machtkämpfe eines alten Ehepaars: Als "Papa" einen Schlaganfall erleidet, bekommt er die Revanche seiner Ehefrau "Mama" für erlittene Enttäuschungen und Tätlichkeiten zu spüren. (Uraufführung: Sarajevo 2006, Spezialpreis der Jury)

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Überwachungskameras hingegen können das Öffentliche zur Privatsache machen. Jackie in Andrea Arnolds Red Road (Großbritannien/Dänemark 2006) beobachtet in einer der Überwachungszentralen von Glasgow die Straßen, als sie auf einem der Monitore den soeben aus der Haft entlassenen Clyde entdeckt. Weil dieser mit einem traumatischen Erlebnis von ihr verbunden zu sein scheint, beschließt Jackie einzugreifen und nähert sich, indem sie sich mit Clydes Mitbewohnern anfreundet. (Uraufführung: Cannes 2006, Großer Preis der Jury)

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Einig sind sich Erik und Philip in ihren bemühten Versuchen, Schriftsteller zu werden und Beziehungen zum anderen Geschlecht aufzubauen. In Reprise (Norwegen 2006) von Joachim Trier avanciert Philip über Nacht zum literarischen Shooting-Star, dann knickt ein Psychiatrieaufenthalt seine Karriere. Erik setzt alles daran, seinen Freund wieder zum Schreiben zu bewegen. (Uraufführung Karlovy Vary 2006, Beste Regie; regulärer Start in Österreich noch 2007).

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Im Zentrum von Stefan Westerwelles Solange du hier bist (Deutschland 2006) steht ein älterer Mann, der sein einsames Leben hinter einer kleinbürgerlichen Fassade verbirgt. Georgs einziger Lebensinhalt ist die auf Bezahlung beruhende Liebe zu einem jungen Stricher. Sein Dasein kreist um die Besuche; als der junge Mann ihn verlassen will, droht das fragile Gleichgewicht zu kippen. (Uraufführung: Locarno 2006)

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Die 14-jährige Stevie ist in Pia Marais' Die Unerzogenen (Deutschland 2007) die Tochter moderner Hippies, die unstet und am Rande der Legalität so leben, als wären sie noch immer jung. Als die Familie in ein geerbtes Haus aufs Land zieht, hofft Stevie auf mehr Stabiltät - und sucht schließlich nach Wegen, sich von den egozentrischen Eltern zu lösen. (Uraufführung: Rotterdam 2007)

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Auch in Zodzysku / Retrieval (Regie: Slawomir Fabicki; Polen 2006) steht ein Jugendlicher vor Zukunftsfragen und einem moralischen Dilemma. In einem südpolnischen Dorf hat der 19jährige Hobbyboxer Wojtek begrenzte Alternativen: Weiter im Zementwerk sein Leben zu riskieren? Als Landarbeiter Schweinemist zu schaufeln? Oder doch das Angebot des teuer gekleideten Herren annehmen, der ihn am Boxring zur Mitarbeit in seiner Securityfirma einlädt? (Uraufführung: Cannes 2006) (red)

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