Dramatische Szenen während der Katastrophe: "Die Wahrheit über Tschernobyl": Donnerstag, 21.05, ORF

Foto:ORF/BBC
"Kleinere Schäden, durch einen Brand ausgelöst." So lautete die Information an die russische Bevölkerung 16 Stunden nach der Explosion. Und weiter: "Wurde von unseren gut ausgebildeten Feuerwehrleuten gelöscht." Zu diesem Zeitpunkt starben die ersten Arbeiter bereits an ihren Verbrennungen.

Was am 26. April 1986 in Tschernobyl passierte, wussten die Verantwortlichen zu diesem Zeitpunkt bereits. Aber die Menschen draußen sollten erst viel später und vorerst auch nur das ungefähre Ausmaß der Katastrophe erfahren.

Valeri Legasov, Leiter der sowjetischen Untersuchungskommission, berichtete im August 1986 in Wien. Er habe damals "nicht gelogen, aber auch nicht die Wahrheit gesagt", gesteht der Legasov-Darsteller im Film.

Der BBC-Regisseur Nick Murphy rekonstruierte anhand der Aufzeichnungen "Die Wahrheit über Tschernobyl"" als Dokudrama. Der Film bildet den Auftakt zur ORF-Reihe "Menschen und Mächte" am Donnerstag, um 21.05 Uhr.

Tschernobyl ist eine Geschichte der Vertuschung. Für Legasov eine zu große Last: Er nahm sich zwei Jahre nach dem Reaktorunfall das Leben.

Szenisch spielen Verantwortliche, Arbeiter und Angehörige die Ereignisse nach. Und zeigen, dass Wahrheit dehnbar ist. Die verzweifelte Mutter mit dem Kind, die den davonbrausenden Autos nachläuft, gehört zum sentimental-überdrehten Teil künstlerischer Freiheit. Dem entkommt das ansonsten überzeugend inszenierte Drama leider nicht. (prie/DER STANDARD/Printausgabe, 19.4.2007)