Welche Wohnbedürfnisse ergeben sich aus den Lebensstilen älterer Menschen? Dazu gab es am Dienstag einen Meinungsaustausch in der Nationalbibliothek.

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Neun von zehn Österreichern möchten ihre späten Jahre eigenständig und selbstbestimmt im trauten Heim verbringen – so das Ergebnis einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts GfK Austria im Auftrag der Raiffeisen Bausparkasse. Doch nur eine Minderheit der Generation "50 plus" setzt sich ausreichend mit dem Thema "altersgerechte Wohnausstattung" auseinander und trifft rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen. "Nur 14 Prozent der Generation 50 plus haben bereits Umbauarbeiten in den eigenen vier Wänden durchgeführt, 81 Prozent planen gar keine Veränderungen in ihrem derzeitigen Wohnumfeld", so Gfk-Chef Rudolf Bretschneider am Dienstag auf einer von der Raiffeisen Bausparkasse organisierten Enquete zum Thema "Wohnen im Alter".

Neue Modelle

Gesundheits- und Familienministerin Andrea Kdolsky hob in ihrem Impulsreferat die Bedeutung von Gesundheitsvorsorge und Prävention hervor. "Healthy Ageing darf nicht nur darauf abzielen, die Lebensjahre zu verlängern, sondern diese auch in Gesundheit zu verbringen."

Anschließend stellten Experten alternative Wohnmodelle für den "dritten Lebensabschnitt" vor. "Wenn die bisherigen Wohnformen im Alter den Bedürfnissen der Menschen nicht mehr entsprechen, müssen neue gesucht und gefunden werden", erklärte die Diplom-Soziologin und Stadtplanerin Felizitas Romeiß-Stracke, Inhaberin des Münchner Büros für Sozial- und Freizeitforschung (BSF), in ihrem Beitrag. Neben konventionelle Lösungen wie Alten- und Pflegeheime würden Lösungen wie das familiäre Mehrgenerationenhaus, die Senioren-Wohngemeinschaft, das "Betreute Wohnen" (Wohnungen mit Ansprechpartner für den Notfall im Haus), das "Service-Wohnen" (im Haus vorhandene, fixe und variable Dienste) und die Residenz mit Pflegestufe (eigene Wohnung mit weitgehenden Diensten und garantierter Pflege im Ernstfall) zunehmend in den Vordergrund treten.

"Im Jahr 2050 wird jeder dritte Österreicher über 60 Jahre alt sein. Diese Generation wird ganz stark unsere Gesellschaft prägen", das "Wohnen von morgen" werde sich deshalb viel stärker als bisher an dieser Zielgruppe orientieren müssen, so Erich Rainbacher, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse. Allerdings gebe es den "typischen Vertreter" dieser Generation nicht; "zu ihr zählen die flotten Angegrauten ebenso wie die Hochaltrigen".

Viele Unfälle wären vermeidbar

Die Zahl der tödlich verunglückten Senioren (ab 60 Jahren) sei von 1996 bis 2005 um 23 Prozent gestiegen (von 1.345 auf 1.649), 74 Prozent aller Heim- und Freizeitunfälle (ohne Sport) seien Stürze, davon ereignen sich 63 Prozent in der Wohnung oder in der unmittelbaren Wohnumgebung wie z.B. im Hof oder Garten. Angesichts dieser Zahlen sei es umso bedenklicher, wie wenig sich die ältere Generation um eine "altersgerechte Wohnausstattung" kümmere. "Diese Stürze sind zum Großteil zwangsläufige Folge des Vorhandenseins diverser Risikofaktoren, die weitgehend beseitigt werden könnten", erklärte Rupert Kisser vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

"Jeder will alt werden, aber niemand will alt wohnen. Nur eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Wohnen im Alter garantiert Lebensqualität in diesem Lebensabschnitt", resümierte Rainbacher. (red)