Hier geht's lang zu Sienel, vormals Kropacek

Donaulände 15
3420 Kritzendorf
0664 134 36 37

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Wenn die Frühlingssonne das erste Mal im Jahr auf den blanken Bauch scheint, dann wirft dieser oft einen unschönen Schatten. Der Winterspeck muss weg, denkt sich da sogar der eifrige "Schmeck´s"-Anhänger (bis auf Herrn Fidler vielleicht, der auch Unmengen an Gourmetfreuden unbeschadet übersteht). Der Normalverbrenner setzt als dann auf Schonkost und FdH – bittere Tage.

Und alle Jahre wieder kehrt dann die Sünde ins Bett zurück. Sinnlich, unwiderstehlich und duftend streift sie durch meine Nächte: in Form eines unmoralischen Traums. Die süße, unerreichbare Versuchung in hungernden Zeiten ist der Topfenstrudel – flaumig und unter einer dicken Schicht Vanillesauce – von der Frau Kropacek.

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Es ist eine von diesen Kindheitserinnerungen, bei denen einem warm ums Herz (und in der Magengegend) wird: die Sonnenterasse des legendären Strandbad-Lokals Kropacek in Kritzendorf an der Donau. Es gibt sie schon lange nicht mehr, den Herrn und die Frau Kropacek. Erst ging sie und ihr Mann folgte ihr bald danach. Doch für die Kritzendorfer werden sie auf ewig unvergesslich sein. Die Kinder der Stammgäste waren immer auch ein bisschen ihre Kinder, da gab´s mal eine große Buchtel mehr oder einen Traubenzuckerlutscher zum Abschied.

Frau Kropazek war so rund und gemütlich, wie man sich eine klassische Köchin vorstellt. Und genauso klassisch Österreichisch war ihre Küche. Rot papriziertes Reisfleisch, das mit einem Häferl in Form gebracht wurde, Fisolen und Kochsalat in einer ordentlichen Einbrenn, Saure Wurst in gesichtsverzerrendem Tafelessig mit einer dicken Schicht Zwiebeln, Semmelknödel so luftig, dass sie unter der Gabel zerfielen. Und dann erst die Mehlspeisen.

Hauberlkuchen ist nicht mehr

Die dicken Arme der Frau Kropacek rührten Teige, die jedem Konditormeister ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hätte. Allen voran den berühmten Hauberlkuchen – Rührteig mit Obst der Saison unter einer perfekten Eischneehaube. Für dieses Gedicht kamen die Menschen von weit her angeradelt (angeblich sogar der Herr Fidler, als er noch Süßes aß). Auch die Buchteln mit Mohnfülle waren über die Grenzen Kritzendorfs bekannt.

Wo einst die Kropaceks werkten, kocht man längst unter dem Namen Sienel. Das dunkle Lokal hat man etwas lichter und freundlicher gemacht, die Terasse vergrößert – auch heute setzt man noch auf klassische Küche. Leber, Champignons, Camembert kommen in gebackener Form auf den Tisch, das Schnitzel vom Schwein, die Saure Wurst gibts immer noch. Alles solide, der Service ist auch bei übervoller Terasse prompt und nett. Den Hauberlkuchen sucht man allerdings vergeblich. Aber an Legenden soll man sich auch nicht messen.