Verdichtete und mehrfach überschriebene Sprachimpulse: Carlfriedrich Claus, "Z-665-VS (gefiltert)".

Foto: MAERZ
"In jedem Menschen rieselt, quillt, sprudelt die Kraft zu schöpferischem Tun, nur eben weit unten, unter der Wüste, die oben entstand." (Carlfriedrich Claus, 1959)

Im Rahmen des Festivals "Für die Beweglichkeit 2. Tage der Poesie, Linz 2007 [Tiefenschärfen/Oberflächen]" (Konzept: Christian Steinbacher) wird erstmals in Österreich das Werk des Künstlers und Schriftstellers Carlfriedrich Claus (1930–1998) in einer Personale gezeigt. Claus hat seit den frühen Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ein Œuvre geschaffen, das im Spannungsfeld von Philosophie, bildender Kunst und Literatur siedelt. Sowohl visuell mit seinen "Sprachblättern" als auch akustisch mit seinen "Sprechoperationen" hat er die Dimensionen menschlichen Bewusstseins ausgelotet. Über Jahrzehnte lebte er weit gehend zurückgezogen im Erzgebirge, war aber durch eine weltweite Korrespondenz in die internationale Szene experimenteller Literatur und skripturaler, gestischer Kunst eingebunden. 2005 haben die Kunstsammlungen Chemnitz in der viel beachteten Ausstellung Schrift. Zeichen. Geste. Carlfriedrich Claus im Kontext von Klee bis Pollock das Werk dieses Solitärs vorgestellt. In der Künstlervereinigung MAERZ vermitteln ausgewählte Exponate aus allen Schaffensphasen einen Querschnitt des Claus’schen Oeuvres, im StifterHaus werden die Radierungen des Aurora-Zyklus gezeigt, ergänzt um Tagebücher und Manuskripte.

Christian Steinbacher zum Werk: "Claus’ Arbeit der Überschreibung und Verdichtung sind Sprachdenkimpulse, die aufgezeichnet werden (und weiter anregen sollen). Sie gehen nie von der optischen Vorstellung aus, weshalb der zwar inzwischen auch im Kontext der bildenden Kunst relevant rezipierte Künstler Claus seine Arbeiten stets als "Literatur", wenn auch als "Randgebiet von Literatur" bezeichnet hat.

Ein unendlicher Prozess weist die einzelnen Arbeiten stets als Zwischenergebnisse eines fortschreitenden Selbstexperiments aus. Claus vervielfältige, so der Kritiker Erich Franz, "die Schichten der Kontaktbildungen bis zur Erfahrung unbegrenzter Tiefe". (mm/ DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2007)