Foto: odeon-theater.at
Wien - Erwin Piplits, zusammen mit seiner Lebenspartnerin Ulrike Kaufmann Gründer des Serapionstheaters, geht es wie den Helden von Franz Kafka, denen der Prozess gemacht wird, ohne zu wissen, warum: Auch er findet keinen Zugang zum Schloss, auch er scheint heillos verloren in den Labyrinthen der Bürokratie.

Seit Monaten reicht er Konzepte und Bilanzen ein. Doch immer wieder gilt es eine neue Hürde zu überwinden, um endlich jene Subventionen zu erhalten, die Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) versprochen hat. Die Zeit läuft Piplits aber davon: Der Fördervertrag endet im Juni.

Das Ansuchen um Mittel müsste daher, meint der Prinzipal, spätestens am 17. April vom Kulturausschuss abgesegnet werden. Sein Serapionstheater finde sich aber nicht auf der Tagesordnung. Am Dienstag lud Piplits daher erneut zu einer Pressekonferenz in die ehemalige klassizistische Getreidebörse, der unter dem Namen Odeon neues Leben eingehaucht wurde.

Bei seinem Kampf wird Piplits von einem Personenkomitee wie auch vom Anwalt Georg Zanger unterstützt, der kein Honorar verlangt, um seinem Schützling den bereits getätigten Vorwurf zu ersparen, Subventionen missbräuchlich zu verwenden. Er spricht vom "Versuch der Zensur".

Dabei hatte es Ende Jänner nach einem Happy End ausgesehen: Mailath versicherte, "auf der Seite Piplits zu sein". Natürlich werde die Subvention weitergezahlt - wenn der Theaterverein keine negative Bilanz legen würde. Denn im Falle einer Verschuldung dürften keine Subventionen gewährt werden.

Das Theater ist zwar schuldenfrei, in der Bilanz wurden aber berechtigte Tantiemenforderungen von Piplits und Kaufmann in der Höhe von 725.055 Euro angeführt.

Um Mailath gnädig zu stimmen, sei die Forderung an den Theaterverein (und nicht an die Stadt) aber aus der Bilanz genommen worden. Zudem gaben Kaufmann und Piplits eine bedingte Verzichtserklärung ab: "Dieser Betrag ist nur an uns zurückzuzahlen, wenn der Verein aufgelöst wird und diese Gelder nicht aus Subventionen stammen. Weiters ist nur zurückzuzahlen, wenn alle anderen Verbindlichkeiten zuvor getilgt wurden."

Diese Erklärung werde gegenwärtig von den Rathausjuristen geprüft, sagt Mailaths Pressesprecherin Gerlinde Riedl. Ihr Chef warte auf deren grünes Licht. Es sei aber denkbar, dass die Verzichtserklärung nicht ausreiche. Und es gebe keinen Grund zur Panik: Der Kulturausschuss tage auch im Mai und im Juni.

Riedl bejahte die Frage des Standard, ob es möglich wäre, mit dem zuständigen Rathausjuristen zu reden. Ansprechpartner bei der Magistratsdirektion könne sie aber keinen nennen, da die Geschäftsgruppe Kultur diesen nicht kenne. Auch Rudolf Gerlich, Sprecher der Magistratsdirektion, sagte, er wisse nicht, wer zuständig ist. Außerdem gebe man grundsätzlich keine Auskünfte: Gerlich verwies den Standard an die Geschäftsgruppe Kultur. Kafka lebt. (Thomas Trenkler /DER STANDARD, Printausgabe, 11.4.2007)