Grafik: Der Standard

Wien – Ab Mittwoch (11.4.) präsentiert sich die südrussische Region Krasnodar in Österreich. Die Offensive erklärt sich vor allem mit der Olympiabewerbung der Schwarzmeer-Stadt Sotschi. Dazu hat Österreich mehr Bezug als zur Region selbst – nicht immer klare, ja sogar geheimnisvolle. Dass sich einzelne russische Regionen eigenständig im Ausland präsentieren und zu regem Wirtschaftsaustausch animieren, ist eine recht neue Erscheinung: Russlands Nordwestregion war 2006 in Österreich präsentieren. Noch offensiver aber ist die südrussische Region Krasnodar, deren Vertreter ihren Landstrich zwei Tage lang im Kongresszentrum der Wiener Hofburg und in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz vorstellen.

Dynamik-Region

Krasnodar wurde bislang von Österreichs stark wachsenden Russland-Aktivitäten nur peripher gestreift. Dabei ist „der Schwarzmeergürtel nicht uninteressant“, sagt der österreichische Handelsdelegierte, Hans Kausl: „Das Gebiet entwickelt sich sehr dynamisch.“ Agrar- und besonders die Erholungsindustrie sind zwei wichtige Standbeine dort, die vielen Rohstoffe und die üppigen Holzressourcen auch. Experten rechnen mit mehr als drei Dutzend Mrd. Dollar Investitionen in den nächsten fünf Jahren. Der größte Motor der Dynamik ist das Hinterland der Hafenstadt Sotschi, das sich um die Olympischen Winterspiele 2014 in Konkurrenz mit Salzburg und dem südkoreanischen Pyongchang bewirbt. Für Präsident Wladimir Putin ist das Projekt ein nationales Großunternehmen: Gut neun Mrd. Euro will man investieren. Selbst wenn der Zuschlag ausbleibt, wird ein modernes Skiparadies für Russlands Hautevolée bis zum Staatspräsidenten hochgezogen.

Dem hartnäckigen Gerücht, die Russen hätten die Salzburger Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2014 schon zum heurigen Jahresbeginn mit unlauteren Mitteln neutralisiert, konnten die "Salzburger Nachrichten" (SN) kürzlich wenigstens so weit nachgehen, dass sie vom mutmaßlichen Geldempfänger deutliche Dementis erhielten. Als "völlig absurd" wies Fedor Radmann, bis vor zweieinhalb Monaten Chef der Salzburger Olympiabewerbung, die Vermutung zurück, er habe einen Geldkoffer und ein neues Domizil in der Schweiz erhalten, damit er die Salzburger im Stich lasse. Anlass der Vermutung: Aus heiterem Himmel war Radmann am 22. Jänner dieses Jahres wegen – wie er sagt – "massiven gesundheitlichen Problemen" zurückgetreten. Dass – wie der STANDARD erfahren hat – am 6. Jänner im Hotel Oberforsthof in St. Johann in Pongau so genannte Kamingespräche zwischen einer russischen Delegation und österreichischen und deutschen Wirtschaftstreibenden stattgefunden hat, müsste demnach eine rein zeitliche und keine kausale Koinzidenz sein. Auffällig ist sie allemal.

Geheimtreffen

Von russischer Seite sollen nicht nur Oligarchen wie der Mobilfunkhai Wladimir Jewtuschenkow und Putins Bevollmächtigter für das Südliche Föderationsgebiet, Dmitri Kosak, teilgenommen haben, sondern auch Personen, die noch direkter mit der Olympiade 2014 in Sotschi zu tun haben: Wirtschaftsminister German Gref und der Präsident des Russischen Olympischen Komitees, Leonid Tjagatschow. Gref soll sich zuvor mit zwei höchstrangigen Kreml-Beamten in Zell am See getroffen haben. Möglicherweise hat man sich vor der Begutachtung durch das Olympische Komitee (IOK), das Mitte Februar nach Sotschi kam, einfach noch seinen Konkurrenten vor Ort angesehen. Ob Sotschi Chancen auf den Sieg hat, wird von Experten unterschiedlich beurteilt. Als Berater hat sich Putin jedenfalls keinen Geringeren als den Österreicher Karl Schranz genommen.

Dass dieser in offizieller Mission mit offizieller Bekleidung der russischen Bewerber in Sotschi auftrat, als die Evaluierungskommission des IOK in Sotschi war, findet auch Rademann laut SN "nicht in Ordnung". Schranz hatte im Interview mit dem STANDARD erklärt, Putin wisse, dass er, Schranz, zu Salzburg halte. Im übrigen erklärte er sein Engagement auch damit, für österreichische Firmen für die anstehenden großen Investitionen in Sotschi zu lobbyieren. Noch habe man davon "nichts bemerkt", sagt jedenfalls Handelsdelegierter Kausl. Die Österreicher haben aber ohnedies auch so die Hand am Puls des Baubooms in Sotschi: Die Asfinag ist im Gespräch für den Bau einer Autobahn und Mautsysteme, und die Bauholding Strabag hat gute Karten für den Bau des Flughafens. (red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 11.4. 2007)