Die Wall, im Februar 2004 präsentiert und längst wieder abgerissen, sollte eine der letzten Arbeiten von Sol LeWitt bleiben: Der öffentlichkeitsscheue Sohn jüdischer Einwanderer aus Russland starb am Sonntag 78-jährig in Chester (Connecticut) an Krebs.
Das Kunsthaus könnte die Wall aber wohl jederzeit wieder errichten. Denn der Künstler schichtete die Ytong-Steine nicht selbst; er lieferte "nur", wie bei allen seinen Arbeiten, die präzise formulierte Anleitung, den Entwurf, der quasi das "Zertifikat" ist.
Sol LeWitt, am 9. September 1928 in Hartford (Connecticut) geboren, war als Grafikstudent in den Koreakrieg gezogen und kam nach der Rückkehr als Designer im New Yorker Museum of Modern Art unter. Seine ersten Arbeiten waren simple geometrische Bilder in Serie. Es folgten dreidimensionale Strukturen aus Holz, Kuben mit geschlossenen Seiten oder Gittern und schließlich käfigartige Konstruktionen in Form von Pyramiden oder Quadern.
Aus der Beschäftigung mit der Minimal Art entstand allmählich die zusammen mit Kollegen wie Dan Flavin entwickelte Konzeptkunst: Unter anderem in seinen 1967 veröffentlichten Paragraphs on Conceptual Arts vertrat Sol LeWitt die Ansicht, dass die Ideen selbst Kunstwerke sind. Dem Werk liegt eben eine Idee zugrunde, die den Betrachter anregen will, selbst schöpferisch tätig zu sein und das Werk durch eigene Gedankenleistung zu bilden und fortzusetzen: "Die Idee wird zu einer Maschine, die Kunst macht. "
Mit einer besonderen Form von Wandzeichnungen, die er als Wall Drawings bezeichnete, entwickelte Sol LeWitt ab 1968 auch ein eigenes System der Farbgebung. Es basiert auf den Grundfarben Gelb, Rot, Blau und Grau, die mit kreisenden Bewegungen in transparenten Schichten direkt auf die Wand aufgetragen werden. Die Zeichnungen sollen nicht die Illusion eines eigenen Bildes erzeugen, sondern als Teil der Architektur den Raum beeinflussen.