"Animal Thing" von FRONT

Foto: Hersteller

"Birkis" von Yves Béhar

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Sessel "Clay Chair" von Maarten Baas

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"War Bowl" von Dominic Wilcox

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Eine Kristallkugel zum Durchblättern ist dieses Buch, prall gefüllt mit Design, das zeigt, wo's langgehen wird, ob uns das nun passt oder nicht. In dem schwergewichtigen Schmöker mit dem eigenartigen Namen "& fork" findet sich eine Menge Design-Frischfleisch aus aller Gestalter Länder, genau genommen hat man 100, meist sehr junge Kreative aus insgesamt 24 Staaten aufgegabelt, die zeigen, was rauskommt, wenn man mit einem Mix aus Neugier, neuen Werkstoffen und einer Portion "Pfeif drauf" neue Formensprachen kreiert. Deren Vokabeln muss der User zum Teil zwar noch studieren, dies dürfte in den meisten Fällen aber großen Spaß machen.

Die Auswahl ist keine willkürliche, zehn absolute Design-Auskenner durften die 100 Kreativen küren, in der Jury waren unter anderem Englands Topgestalter Tom Dixon, Architektin und Kuratorin Francesca Picchi oder der Chef der renommierten Galerie Kreo, Didier Krzentowski. Erschienen ist das Must-Have für alle Designinteressieren in englischer Sprache im Phaidon Verlag, in Sachen Kunst, Architektur, Fotografie und Design wohl der Porsche unter den Verlagshäusern. Anhand von Produktaufnahmen, Werkstattfotos, Zeichnungen und einigermaßen knappen Texten wird gezeigt, was die hier versammelten Gestalter so ersinnen. Dabei ist für alle Geschmäcker etwas: Für High-Tech-Freaks, für Form-Analytiker, für Verehrer des Handwerks, für Spinner, aber auch für Tierfreunde, denn hier nicht fehlen darf das schwedische Trio "Front", das neben einigen anderen großartigen Ideen mit Hilfe von Mäusen und Hunden ihre Designs entwickelt.

10 Curators' Choices

Präsent ist natürlich der französische Jungstar Patrick Jouin, der vor allem in Sachen Materialien einiges Bewundernswertes schuf, und zu gratulieren, mit von dieser internationalen Partie sein zu dürfen, ist auch den heimischen Designerinnen Marie Rahm und Monica Singer von "Polka", die sich unter anderem mit ihren tätowierten Ledermöbeln einen Namen machten.

Weiters vertreten sind Entwerfer wie Tal Gur, Mathieu Lehanneur, Joris Laarman, Jaime Hayon, Big-Game oder Peter Traag, die allesamt bereits energisch an die Tür der Öffentlichkeit klopfen. Es kann nur eine Frage von wenigen Jahren sein, bis einige der hier Angeführten selbige aufstoßen und sich zur Riege der bereits Etablierten gesellen. Was sie mit diesen interessanterweise oft mehr verbindet als von ihnen unterscheidet, ist unter anderem die Bereitschaft, sich von vielen gestalterischen Traditionen frisch-fröhlich und nicht unfrech loszueisen, nicht ohne diese aber hinterfragt zu haben. Auch erscheint eine Vielzahl der Arbeiten in einem sehr humorigen, oft politischen Kontext als Teil eines neuen, sehr breit angelegten Designbegriffs, der auch immer öfters definitiv künstlerische Zugänge erkennen lässt.

Die Auswahl findet ihren Abschluss im Kapitel "10 Curators' Choices", in dem formensprachlich betrachtet die Zügel wieder etwas straffer gehalten werden und der Leser zehn Objekte sieht, die aus der Sicht der Kuratoren einen besonderen Platz in der Designgeschichte einnehmen. Wieder zu sehen sind unter anderem Alvar Aaltos "Armchair 41 Paimio", Max Bills "Ulmer Hocker", Castiglionis "Stella Stool", der schnittige High-Riser-Radl von Al Fritz oder die hundsgewöhnliche Büroklammer aus 1899, allesamt Entwürfe, die irgendwann wie alle Arbeiten der 100 Entwerfer absolut neu waren. (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/06/04/2007)