Marlene Dietrich, Sternberg-Star, hier in "The Scarlett Empress" aus dem Jahr 1934.

Foto: Österreichisches Filmmuseum
Wien - Josef von Sternberg beschreibt man am besten als Schwarz-Weiß-Filmemacher. Ein Schwarz-Weiß, das strahlende Lichtreflexe und kunstvolle Schattenzeichnung ermöglicht. Um diese Wirkungen zu erzielen, braucht es unter anderem in ihrer Materialität und Textur vielfältige Oberflächen (Seide, Pelze, Federn ...). Und Schauspielerinnen (und Schauspieler), die sich in diese ausgeklügelten Weltentwürfe einfügen, ohne gänzlich in ihnen aufzugehen.

Kinogeschöpfe

Der Filmregisseur Josef von Sternberg wird 1894 in Wien geboren, und er wächst gewissermaßen mit dem Kino auf. Als knapp 20-Jähriger ist er bereits in Hollywood, 1925 inszeniert er erstmals: The Salvation Hunters heißt der Film, ein Low-Budget-Projekt, das seinem Regisseur bereits wegen seines profilierten Stils Anerkennung bringt.

Zwei Jahre später - Sternberg ist inzwischen bei Paramount unter Vertrag - entsteht mit Underworld nicht nur seine erste Studioproduktion, sondern auch eine Art Genre-Blaupause, Hollywoods "erster" Gangsterfilm (nach einem Drehbuch von Ben Hecht). 1930 geht er, eigentlich wegen Emil Jannings, nach Berlin, um dort Der blaue Engel zu drehen. Nach Hollywood zurück kehrt er mit Marlene Dietrich, (s)einem neuen Star - die Zusammenarbeit, die insgesamt sieben Filme lang dauert und Filme wie Morocco (1930), Blonde Venus (1932) oder The Scarlett Empress (1934) umfasst, sichert beiden einen fixen Platz in der Geschichte des Kinos.

Das Österreichische Filmmuseum zeigt nun bis zum 27. April das Gesamtwerk Sternbergs (der 1969 in Los Angeles gestorben ist). Dazu gehören auch unvollendete Projekte wie die Verfilmung von Robert Graves' I, Claudius (1937) mit Charles Laughton. Über deren Scheitern gibt nicht zuletzt Sternbergs Autobiografie Fun in A Chinese Laundry recht anschaulich Auskunft.

Eine Buchneuerscheinung, Josef von Sternberg. The Case of Lena Smith (Hg. Alexander Horwath und Michael Omasta), ermöglicht dagegen die Begegnung mit der gleichnamigen, nicht mehr erhaltenen Arbeit aus dem Jahr 1929: Von diesem Film existiert nur noch ein kurzes Fragment - anhand von Fotos, Zeichnungen und der Zwischentitel kann man sich demnächst eine Vorstellung davon machen, wie sich Sternberg in Hollywood das Wien seiner Kindheit imaginierte. Zur Buchpräsentation am 19. April wird seine Tochter Catherine Dupont erwartet. (Isabella Reicher/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. 4. 2007)