Das junge lateinamerikanische Kino feiert trotz schwerer wirtschaftlicher Rückschläge und politischer Umbrüche international großartige Erfolge. Diese Filme brillieren durch ihre innovative Bildsprache, einer raffinierten Erzählweise und nicht zuletzt durch ihre niveauvolle Unterhaltung, ohne die Tradition des sozialkritischen Blicks aufzugeben. Neben den renommierten Filmländern Argentinien, Brasilien, Mexiko und Kuba beweist die junge Demokratie Chile, dass auch die Kinowirtschaft wieder im Aufwind liegt. Starke kinematografische Lebenszeichen kommen aus den Andenländern Peru (und Bolivien. >>>Programm
Schwerpunkt Migration
Der diesjährige Filmschwerpunkt ist dem komplexen und globalen Phänomen "Migration" gewidmet: Sechs Beiträge thematisieren Ursachen sowie Beweggründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen und dokumentieren den mühevollen und oft tragischen Weg ins "gelobte Land", das Europa oder USA heisst ("Al Otro Lado", "Asalto al Sueno). Die Reihe lenkt den Blick aber auch auf einen anderen Aspekt die Perspektive der 2. und dritten Generation von mexikanischen Immigranten in den USA: Der Eröffnungsfilm "Qinceañera - Echo Park L.A." ist ein vibrierendes Porträt einer Latino-Gemeinschaft in Los Angeles und gewann am Sundance Filmfestival 2006 den "Grossen Preis der Jury" und den "Publikumspreis".
"Qinceañera - Echo Park L.A."
Die Quinceañera, der 15. Geburtstag einer jungen Frau, ist für mexikanische Mädchen ein großes Fest. Auch Magdalena steht kurz davor, doch ausgerechnet bei der Anprobe ihres Feiertagskleides offenbart sich, dass sie schwanger ist. Sie wird von ihrem konservativ-katholischen Vater ausgestoßen. Schließlich zieht sie zum kinderlosen Großonkel Tomas, der seinen Lebensunterhalt als Straßenverkäufer verdient und bei dem auch der schwule Cousin Carlos untergekommen ist. Die drei Outsider wachsen zu einer schrägen Patchwork-Familie zusammen.
"Qinceañera" ist ein vitales, rührendes und dennoch humorvolles Porträt einer Latino-Gemeinschaft in Los Angeles. Ähnlich wie die Kitchen-Sink-Dramen im England der späten 50er Jahre sucht der Film das Besondere im Alltäglichen und Einfachen. "Lebensbejahend, ohne Zuckerguss und außerordentlichunterhaltsam", urteilt The Hollywood Reporter, "ein Film von bemerkenswerter Lebendigkeit". (red)