Der Boom virtueller Welten hat auch vor Österreich nicht Halt gemacht. Mit "Papermint" hat die Wiener Softwarefirma Avaloop ein neues Paralleluniversum aus der Taufe gehoben. Das Spiel soll sich primär über In-Game-Werbung finanzieren. Ein gewagtes Unterfangen, bis jetzt hat das elfköpfige Avaloop-Team nach dreijähriger Entwicklungsphase rund 300.000 Euro investiert. "Papermint" wurde laut den Initiatoren nicht als österreichisches Pendant zu "Second Life" konzipiert. Die Kommunikationsebene und das soziales Interagieren mit Hilfe von poppigen, zweidimensionalen Comicfiguren sollen hier im Vordergrund stehen. Jeder kann sich Freunde oder Partner suchen, auch Kinder können in die virtuelle Welt gesetzt werden. Explizite Sexszenen sind aber tabu.
Das Spielen selbst ist gratis, seine Figur mit z.B. einer schicken Wohnung oder kreativem Gewand in ein gutes Licht zu rücken, kostet jedoch "Papiermünzen". Und die müssen mit echten Scheinen erworben werden. Die Haupteinnahmequelle für die Betreiber soll aber eine andere sein. Was in den USA schon längst gang und gäbe ist, kommt hierzulande erst langsam in Schwung: In-Game-Werbung. "Bei uns beginnt der Beschäftigungsprozess erst", so Avaloop-Geschäftsführer Martin Sirlinger zu etat.at. Er ist aber davon überzeugt, dass sich diese neue Werbeform auch in Österreich etablieren wird. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis "alle Bedenken ausgeräumt sind".
Coca-Cola ist mit von der Partie
Ein prominenter Werber ist derzeit bei "Papermint" schon an Bord: Coca-Cola. Nicht als Sponsor, sondern als "Kooperationspartner" und viele weitere sollen laut Sirlinger noch folgen: "Es gibt konkrete Gespräche mit Firmen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die in ihre Marken investieren wollen". Banken, Unternehmen aus der Musik- und Filmbranche und der Versandhandel gehören momentan zu den potenziellen Auftraggebern. Die "Finalisierung" steht aber noch aus.
Sirlinger legt darauf Wert, dass es sich bei der Werbeform auf "Papermint" keineswegs um "billiges Product Placement" handelt. Viel mehr werden "individuelle Möglichkeiten" der Selbstdarstellung offeriert. Die Palette reicht von virtuellen Firmenshops über Logopräsenz auf Kleidung bis zu eigens für den Kunden realisierten Spielen und Chats.
Chats und Games auf der "Coke-Insel"
Diese Werbemöglichkeiten haben auch Coca-Cola dazu bewogen, bei "Papermint" eine Dependance zu eröffnen. Eine eigene "Coke-Insel" wurde dafür kreiert: "Hier stehen den Usern zahlreiche Features wie Chats und Games zur Verfügung. Als Zahlungsmittel können User bald MyCokeMusic Coins einsetzen", so Stephan Czypionka – Brand Experience Manager von Coca Cola Österreich - zu etat.at. Der Beweggrund hier zu investieren, war die "Faszination, eine Marke aus der realen in eine virtuelle Welt zu transportieren".
Das Projekt befindet sich noch in der Startphase, aber in Bezug auf die Akzeptanz bei den Usern meint Czypionka, dass "wir sehr schnell merken werden, ob die Game Community die von Coca-Cola eingebrachten Features zu schätzen weiß oder nicht". Wie viel das Engagement bei "Papermint" kostet ist natürlich "streng vertraulich". Beim In-Game-Advertising gehe es laut Czypinoka nicht darum, "Firmenlogos zu präsentieren, sondern Markenwerte durch Emotionen und Lifestyle zu vermitteln". Außerdem, gibt sich Coca-Cola ganz altruistisch, wolle man auch ein "innovatives österreichisches Unternehmen wie Avaloop unterstützen".
Die Scheinwelt soll global werden
Avaloop will "Papermint" langfristig weltweit auf den Markt bringen: "Jede virtuelle Welt soll dann aufs jeweilige Land adaptiert werden", so Mastermind Martin Sirlinger. Gezielte, lokale Kampagnen seien dadurch für die Werbewirtschaft möglich. Ende des Jahres soll Papermint auch in Deutschland starten. (om)