Die seit vergangener Woche erhältliche Apple TV-Box übt auf Hacker offensichtlich eine enorme Faszination aus. Tüftler von Awkwardtv haben sich bereits einige Nächte um die Ohren geschlagen, um das Gerät für ganz andere Anwendungen zu adaptieren, als vom Hersteller beabsichtigt. Sehr zur Freude der Bastler läuft auf Apple TV ein abgespecktes OS X, das sich leicht erweitern lässt. Bei Apple gibt man sich gelassen. "Die Entwicklungen werden von uns natürlich verfolgt", sagt Apple-Sprecher Georg Albrecht auf Anfrage von pressetext. Angaben zu möglichen rechtlichen und technischen Schritten wollte Albrecht jedoch nicht machen.

Zerlegen und Inspizieren

Erste Handlung von Technikfreaks bei Marktstart eines neuen Gerätes von großen, namhaften Herstellern ist das Zerlegen und Inspizieren der verbauten Teile. Über das Innenleben von Apple TV in der Werkskonfiguration lässt sich folgendes sagen. Als Herz schlägt ein abgespeckter Pentium-M-Prozessor mit einem Gigahertz Taktung. Er ist für einen Front-Side-Bus mit 400 Megahertz ausgelegt. Beim Grafikchip handelt es sich um eine GeForce Go 7300 von Nvidia. Er dekodiert H.264-Filme und nimmt der CPU Arbeit ab. Die 40-Gigabyte-Festplatte ist am Deckel befestigt, ein Austausch gegen eine andere, größere Harddisk ist bereits gelungen.

Umbau

Apple TV erfüllt mit seinen technischen Details die Voraussetzungen für den Umbau zu einem Mac. Bastlern ist es jedenfalls bereits gelungen, die TV-Streaming-Software Joost, den Videoplayer VLC, Firefox, World of Warcraft und andere Software auf dem Wohnzimmer-Gerät zu installieren. Durch Aktivierung des USB-Ports konnten auch schon Tastatur und Maus angeschlossen werden, wodurch die Handhabung des Geräts bei jeder anderen als der ursprünglichen Verwendung vereinfacht wird. Ebenfalls erfolgreich mit Apple TV verbunden wurde eine externe Festplatte, von der aus sogar das Booten möglich ist. Das Betriebssystem von Apple TV kursiert bereits seit dem Wochenende im Internet. Mittlerweile ist es gelungen, es auf einem Mac und einem PC zum Laufen zu bringen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung des Geräts als Webserver, wofür die Apache-Software installiert werden muss.

Programmiertechnische Fähigkeiten

Im Moment sind allerdings hohe programmiertechnische Fähigkeiten vonnöten, um Veränderungen durchzuführen. Die Tüftler, die sich derzeit noch am Kernel und an den Kommandozeilen zu schaffen machen, werden wie üblich bald Anleitungen und Tools ins Web stellen, damit User mit weniger ausgeprägten technischen Fähigkeiten ihr Gerät ebenfalls adaptieren können. Kleine Hacks und Adaptionen werden Apple wohl keine Kopfschmerzen bereiten. Die Herstellergarantie geht allerdings bei Modifikationen in jedem Fall verloren. Das dürfte den Tüftlern jedoch egal sein, zumal sich mit den technischen Anpassungen offensichtlich ein Mac basteln lässt, der schließlich zum Preis von 299 Euro und ein paar Nächten Arbeit erhältlich ist. (pte)