Bild nicht mehr verfügbar.

Die ÖBB setzen mit der Railjet...

Foto: APA

...Fernverkehrsflotte neue Maßstäbe.

Foto: Siemens
Wien - Die ÖBB kaufen beim Siemens-Konzern weitere 44 neue Railjet-Fernverkehrszüge im Wert von knapp einer halben Milliarde Euro. Das hat der Aufsichtsrat der ÖBB-Personenverkehr AG nun endgültig beschlossen, bestätigte Vorstand Stefan Wehinger am Donnerstag auf APA-Anfrage. Vorbehaltlich der Zustimmung durch den ÖBB-Holding-Aufsichtsrat am 13. April sollen die neuen Züge bis 2013 ausgeliefert werden. Die ÖBB wollen damit sämtliche bisherigen Euro-City-Züge durch neue Railjets ersetzen.

Vor einem Jahr hatten die ÖBB in einer ersten Tranche schon 23 Züge vom neuen Typ bestellt - Kaufpreis 243,5 Mio. Euro. Diese werden schon ab Ende 2008 schrittweise in den Linienverkehr kommen. In Summe werden nach der vollständigen Auslieferung 67 Railjets im ÖBB-Einsatz sein. "Wir schaffen damit rund 30.000 neue Sitzplätze", erklärte Wehinger. Die ÖBB, die derzeit mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren im Fernverkehrsfuhrpark kämpfen, hätten dann eine der modernsten Flotten in Europa.

Die Bundesbahnen wollen damit auch internationale Strecken erobern. Nach der Liberalisierung schließt Wehinger nicht aus, dass die ÖBB internationale Bahnverbindungen zwischen großen europäischen Städten komplett selbst betreiben werden. "Vor dem darf man sich nicht fürchten", erklärte er.

Derzeit werden die Züge aus Österreich an der Grenze von den jeweiligen Staatsbahnen der Nachbarländer "übernommen". Eine neue EU-Richtlinie, die in Brüssel derzeit heftig diskutiert wird, sieht in der jetzigen Fassung eine Öffnung der internationalen Bahnstrecken ab 2010 vor. Wie die Airlines auf Flughäfen könnten auf großen Städtebahnhöfen dann verschiedene Zugbetreiber ihre Fahrkarten verkaufen.

"Interessante Kooperationspartner"

"ÖBB-Schalter im Ausland, das ist durchaus vorstellbar. Es gibt da interessante Kooperationspartner wie Versicherungen, Banken oder Trafikanten", sagte Wehinger weiter. Welche Städte die ÖBB konkret ins Auge gefasst haben, wollte er nicht sagen: "Wir wären ja blöd, wenn wir unsere feindliche Zone schon heute benennen."

Allerdings deutete er an, dass es vor allem um jene Länder gehe, in denen die Kooperation mit den jeweiligen Bahnen derzeit nicht funktioniere - Motto: "Bist du nicht willig, dann brauch' ich Gewalt."

Druck auf Italiener

Implizit drohte er damit vor allem der italienischen Bahn, denen die ÖBB seit Monaten vorwerfen, im Ticketverkauf zu wenig ehrgeizig zu agieren. "Wir sind sehr unglücklich mit dem Italien-Verkehr. Uns fehlen dort die verlässlichen Ansprechpartner", beklagte der ÖBB-Vorstand. Während im deutsch-österreichischen Bahnverkehr zwei Drittel aller Fahrkarten in Deutschland verkauft würden, kämen im grenzüberschreitenden Verkehr mit Italien 70 Prozent der verkauften Tickets aus Österreich. Im Jahr verzeichne die ÖBB zwischen Österreich und Italien derzeit 600.000 Fahrgäste. Eigentlich müssten es doppelt so viele sein, meint man bei den ÖBB.

In Mailand haben die Bundesbahnen mit den Italienern und den Deutschen mittlerweile ein eigenes Call-Center eröffnet. 10 Prozent aller Fahrkarten auf den länderübergreifenden Verbindungen werden jetzt schon über dieses Büro vertrieben. (APA)