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GAK-Präsident Sticher.

Foto: AP/ Leodolter

Wien/Graz – Norbert Scherbaum, der Masseverwalter des GAK, bezweifelt die Rechtmäßigkeit des Punkteabzugs gegen seinen Verein. "Mit mir hat niemand gesprochen. Und was mich am meisten ärgert ist, dass sie die Sache im Schatten des Länderspiels veröffentlichen."

Der GAK erhielt am Montag zwei Beschlüsse des Senats 5 der Bundesliga. Sie wurden vom stellvertretenden Vorstand und Lizenzmanager Reinhard Herovits unterzeichnet, der am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar war. Die Beschlüsse ziehen dem Verein zehn und zwölf, insgesamt also 22 Punkte ab. Der erste Beschluss verweist auf die Verletzung der Meldepflicht und bezieht sich auf die dem GAK im April 2006 vom Protestkomitee (Lizenzierung, 2. Instanz) vorgeschriebene monatliche Liquiditätsplanung (Lizenzhandbuch §10.5.9). Der GAK legte am 15. Februar in Erfüllung dieser Berichtspflicht ein Sanierungskonzept vor und beantragte wenige Tage später den Konkurs, weil nach Versäumnis einer Ratenzahlung an das Finanzamt die Finanzprokuratur eine (laut Scherbaum rechtlich anfechtbare, bereits nachgelassene) Altschuld wieder aufleben ließ. Die Liga behauptet nun, der unüberbrückbare Liquiditätsengpass (Abweichung von den Ist-Zahlen, § 10.5.6) sei absehbar, der Liga jedoch nicht mitgeteilt worden.

Eine interessante Frage scheint zu sein, ob aus dem Vorwurf "Versäumnis der Meldepflicht" ein Punkteabzug (die Sanktion auf ein Vergehen der Stufe C laut Lizenzhandbuch § 2.2) statthaft ist. Der GAK prüft die abschlägige Beantwortung.

Der zweite Beschluss schließt sich offenbar der Argumentation von Christian Pirzer an. Der Österreich-Geschäftsführer des Sportvermarkters IMG wirft dem GAK vor, "die Lizenz erschlichen" zu haben, indem der Verein die Vertragslage mit IMG "nicht richtig" (Scherbaum) dargestellt habe. Tatsächlich kündigte IMG den Vertrag mit dem GAK am 18. Juli 2006, und nach Darstellung des GAK ist die Änderungsvereinbarung mit IMG, welche die Streichung der Garantiesumme (zwischen vier und fünf Millionen Euro pro Jahr) nach sich zöge, rechtsunwirksam. IMG sieht das ganz anders, die Liga offenbar auch.

Scherbaum bekräftigte am Dienstag, die Sache auch wegen drohender Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen in einem laufenden Konkursverfahren parallel zum Verbandsverfahren durch die Beantragung einer einstweiligen Verfügung vor einem ordentlichen Gericht ausfechten zu wollen und dadurch den GAK geschäftsfähig zu erhalten.

Unbestritten und von den aktuell Agierenden gerne ins Treffen geführt ist, dass die finanziellen Probleme des GAK schon lange vor der Meistersaison 2003/04 begonnen haben. Die Fußballer-Gewerkschaft VdF nannte die Sanktionen etwa eine "logische Konsequenz aus jahrelanger Misswirtschaft durch Vorstände und Management".

Peter Svetits, bis Mai 2001 Präsident des GAK, wird unterstellt, einen Schuldenberg hinterlassen zu haben. Fakt ist sicher, dass die Meistermannschaft unter Präsident Rudolf Roth und Trainer Walter Schachner die teuerste Truppe war, die der GAK jemals hatte. Etwas weniger als zwei Jahre zuvor hatte Roth nach Gründung der AG noch verkündet, dass der "Schuldenstand ab heute Null" betrage. Roths Nachfolger Harald Sükar legte sein Amt schon nach knapp 13 Monaten wieder nieder, aus diesem Anlass beziffert er den Schuldenstand mit 1,2 Millionen Euro.

Dem aktuellen Präsidenten Stephan Sticher blieb angesichts eines tatsächlichen Schuldenberges von rund 15,5 Millionen Euro, von denen allerdings zehn Millionen nicht schlagend sein sollen, gar nichts anderes übrig, als den Konkursantrag zu stellen. (Johann Skocek, DER STANDARD, Printausgabe, Mittwoch, 28. März 2007)