Bild nicht mehr verfügbar.

Novomatic-Chef Franz Wohlfahrt fordert die Schaffung einer unabhängigen, weisungsfreien Glücksspiel-Aufsichtsbehörde in Österreich.

Foto: APA/Gindl

Bild nicht mehr verfügbar.

Admiral Sportwetten-Geschäftsführer Jürgen Irsigler sagte, die Vorwürfe, sein Unternehmen würde den Ausgang von Hunderennen kennen, seien schlicht ein "Skandal".

Foto: APA/Gindl
Wien – Die Novomatic AG will sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen und geht in die Offensive. Der Glücksspielkonzern und seine Tochter Admiral Sportwetten sind ins Visier des Landeskriminalamtes NÖ geraten. Am Tisch ist eine Anzeige wegen angeblicher Verletzung der Glücksspielvorschrift, auch Verdacht auf Betrug steht im Raum. Novomatic wies gestern alle Vorwürfe entschieden zurück und holte im selben Atemzug zu einem Rundumschlag gegen das Glücksspielmonopol aus.

"Sind den Tätern auf der Spur"

Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt sprach von einer konzertierten Aktion. Ihr Ziel sei es, dem Ruf privater Glücksspielanbieter zu schaden – und das österreichische Monopol so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Wohlfahrt kündigte massive rechtliche Schritte an. "Wir sind den Tätern auf der Spur."

Gegen Leute, die behaupteten, Automaten seien manipuliert, habe man eine einstweilige Verfügung erreicht. Weitere Zivilverfahren gegen Private seien anhängig. Der Konzern werde von internationalen Behörden "peinlich genau kontrolliert". Jeder Verstoß in Österreich wäre fahrlässig.

Was die ins Visier der Justiz geratenen Hundewetten anbelangt, so sei jedem, der darauf Wetten abschließt, klar, dass es sich dabei um aufgezeichnete und über Satellit übertragene Rennen handle, sagte Jürgen Irsigler, Admiral Sportwetten-Chef. Admiral sei nur in einer Vermittlerrolle und habe weder Einfluss auf die Sendung noch auf Quotenerstellungen oder auf Wettverträge.

Wohlfahrt bezeichnete Österreichs Glücksspielmarkt als Katastrophe. Das Monopol der Casinos Austria und der Österreichischen Lotterien werde durch über 3000 ausländische Internetanbieter ausgehöhlt. Folge sei, dass jährlich mehr als eine Mrd. Euro Spieleinsätze ins Ausland abfließen. Dazu kämen 6000 illegale Spielautomaten – meist in Hand tschechischer Briefkastenfirmen –, etliche Pokerkasinos und Probleme mit dem Jugendschutz.

Grüne: "'Kleines' Glücksspiel gibt es nicht"

Am Dienstag haben Niederösterreichs Grüne das Automatenspiel im Land angegriffen "Das 'kleine' Glücksspiel gibt es nicht", sagte Landesgeschäftsführer Thomas Huber. Er bezog sich auf die Anzeige gegen drei zur Novomatic gehörende Firmen, die im März bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten eingetrudelt ist.

In dem 42-seitigen Schreiben wirft das Landeskriminalamt der HTM Hotel und Tourismus Management GmbH vor, illegales Glücksspiel an Automaten zu betreiben. In der dem STANDARD vorliegenden Sachverhaltsdarstellung zieht Gutachter Peter Mares als Beweis dafür den Spielablauf an den Maschinen heran: Der gesetzlich für das Kleine Glücksspiel fixierte Höchsteinsatz von 50 Cent und der Höchstgewinn von 20 Euro werden "klar überschritten", weil es sich bei den digitalen Würfelspielen um "technische Varianten" der ursprünglichen Spielversionen handle.

Manipulationsvorwürfe

Ein bei Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt herangezogener Gutachter wiederum sei zur gleichen Zeit von Novomatic abgeworben worden: Der Mann hatte an den Automaten nichts auszusetzen gehabt. Auch der Vorwurf der Manipulation der Automaten durch den Zentralcomputer wird in der Anzeige formuliert. Bei den Hundewetten bestehe Betrugsverdacht – etwa weil Rennen aufgezeichnet seien.

Die Anzeige ist nicht die erste. Anfang Februar hat FPÖ-Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer Anzeige gegen die Stadt Wien wegen mangelnder Aufsichtspflicht erhoben. Als Argument führt er Überschreitungen gesetzlicher Höchsteinsätze und -gewinne an. (Irene Brickner, Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.3.2007)