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Foto: AP/Zuydam
Als das mauretanische Militär im August 2005 dem Diktator Maaouya Ould Taya die Macht entriss, ging man davon aus, dass sich das Ereignis in die nachhaltige Putsch- und Gegenputschgeschichte seit der Unabhängigkeit des Landes 1960 einreihen würde. Doch es kam anders. Eineinhalb Jahre später kommt nun ein Präsident erstmals nicht durch die Waffe oder Betrug an die Macht. Und das westafrikanische Land, doppelt so groß wie Frankreich, wird international als ein Modell für den demokratischen Wandel gepriesen. Der Mann, der das Demokratieexperiment beginnen darf, heisst Sidi Mohammed Ould Cheikh Abdellahi. Kurz Sidi.

Der 69-Jährige gewann bei der Wahl am Sonntag mit 52,8 Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten Ahmed Ould Daddah. Abdellahi entstammt einer vornehmen Familie von Marabouts - im islamischen Westafrika werden Heilige, Priester und religiöse Führer so genannt. Er ist mit der Sekretärin Khattou mint Boukhary verheiratet und hat vier Kinder.

Der Wirtschaftsexperte will ein "beruhigender Präsident" sein. Etwas, was der Wüstenstaat mit 3,1 Millionen Einwohnern tatsächlich braucht. Die Schwarzafrikaner begegnen den Arabern wegen der jahrzehntelangen Diskriminierung mit Misstrauen. Die Sklaverei wurde in Mauretanien erst im Jahr 1981 abgeschafft. Überbleibsel davon, kündigte Abdellahi im Wahlkampf an, sollen nun schwer bestraft werden. Und ehemalige Sklaven durch positive Diskriminierung integriert werden. Abdallahi ist selbst ein ruhiger Mann, manche sagen, es fehle ihm an Charisma, andere wiederum nennen ihn sogar aalglatt.

Weil er sowohl von der Militärjunta als auch von Vertretern des gestürzten Diktators unterstützt wurde, ist jedenfalls nicht damit zu rechnen, dass er den Scharfmacher gegen Korruption spielen wird. Für den Westen ist er aber als Alliierter im Kampf gegen den Terror interessant. Abdellahi studierte in Dakar, Grenoble und Paris Wirtschaft. Zurück in Mauretanien wurde er Vizegouverneur der Afrikanischen Entwicklungsbank und 1971 Minister für Industrieentwicklung. 1978 landete er für einige Monate im Gefängnis und ging Anfang der 1980er ins Exil nach Kuwait. Nach einem Intermezzo als Minister unter Diktator Taya von 1985 bis 1987 arbeitete er wieder für den kuwaitischen Entwicklungsfonds.

Abdellahi wird nun daran gemessen werden, ob er die Militärs wirklich aus den wichtigsten Einflusssphären verdrängen kann. Aber auch daran, ob es ihm gelingt, den Lebensstandard der Mauretanier zu heben. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Abdellahi setzt auf die Erdölförderung, die erst im Vorjahr begann, und hofft, dass die Mauretanier die Einkünfte daraus, "in ihren Mägen fühlen" werden. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2007)